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Mama hat aber gesagt ...“: Im Eltern-Alltag kommen sie immer wieder vor, die Momente, in denen sich die Kinder auf das Elternteil beziehen, das ihnen gerade nicht gegenübersteht. Guter Versuch, muss man sich dann denken – und trotzdem seinen Erziehungsstil fortsetzen. Tatsächlich ist es für Kinder kein Problem, wenn Eltern unterschiedlich erziehen. Zumindest, wenn sich die Eltern an gemeinsame Grundsätze in der Erziehung halten.

Schwierig wird es für Kinder nur dann, wenn sich die Fronten bei den Eltern verhärten und einer dem anderen seinen Erziehungsstil überstülpen möchte. Dann entwickelt sich schlimmstenfalls ein Machtkampf zwischen den Eltern, bei dem die Erziehung der Kinder zweitrangig wird – und die Kinder darunter leiden. Damit das nicht passiert, können sich Mütter und Väter an gewisse Regeln im Umgang mit unterschiedlichen Erziehungsstilen halten. Erziehen ohne Schreien sollte aber so oder so Standard sein.

Warum unterschiedliche Erziehungsstile gut fürs Kind sind

Der bekannte dänische Familientherapeut Jesper Juul drückte es in einem Interview mit dem Standard so aus: „Es ist eine Tatsache, dass Menschen verschieden sind. Auch Eltern haben unterschiedliche Geschichten, eigene Persönlichkeiten und in den meisten Fällen ein unterschiedliches Geschlecht. Sie können sich grundsätzlich einig sein. Doch im täglichen Umgang miteinander zeigen sich ihre Eigenheiten. Das sollte auch so sein.“

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Prinzipiell sind unterschiedliche Erziehungsstile nicht verkehrt, sondern völlig normal und sogar bereichernd für Kinder. Kuschelt etwa ein Elternteil beim Zubettgehen mit dem Kind, während ihm der andere Elternteil stattdessen eine Geschichte vorliest, lernt das Kind verschiedene Rituale zum Einschlafen kennen. Und kann für sich herausfinden, welche davon es selbst besonders wertschätzt. Auch wenn zum Beispiel der Papa gern mit den Kindern im Garten spielt, die Mama lieber Brettspiele mit ihnen spielt, ist das keinesfalls verkehrt, sondern eine Bereicherung.

Eltern können in der Erziehung also unterschiedliche Wege gehen und trotzdem beide ihre Liebe ihrem Kind gegenüber ausdrücken. Schließlich bekommen Kinder auch von Erziehern, Tanten und Onkeln sowie den Großeltern andere Erziehungsstile mit. So lernen Kinder: Es gibt verschiedene Wege, Gefühle auszudrücken und mit Situationen umzugehen. Bestenfalls stärkt das ihr Selbstvertrauen, sich in diversen Situationen im Alltag zurechtzufinden.

So können Eltern mit unterschiedlichen Erziehungsstilen umgehen

Damit die gemeinsame Erziehung trotz unterschiedlicher Wege klappt, können sich Eltern an den folgenden Fakten und Regeln orientieren:

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Was liegt wem besonders am Herzen?

Eltern können sich bei Erziehungsfragen leicht einigen, wenn festgelegt wird, wer für welchen Bereich hauptverantwortlich zuständig ist. Ist dem Papa besonders wichtig, dass die Kinder vor dem Essen ihre Hände waschen, darf er entscheiden, wie er das mit den Kindern umsetzt. Legt die Mama besonders viel Wert darauf, dass die Kinder nach dem Essen ihre Teller wegräumen, gilt hier ihr Wort.

Erziehung: Wer trägt die Hauptlast?

Wichtig ist auch, dass die unterschiedlichen Erziehungsstile der Eltern sich nicht negativ auf den anderen Elternteil auswirken. Entscheidet der Vater, dass die Kinder abends lange wach bleiben dürfen und die Mutter kriegt die Kleinen am nächsten Morgen kaum aus dem Bett, leidet sie unter der Entscheidung des Partners. Hier sollte gemeinsam eine Lösung gesucht werden wie feste Bettzeiten für die Kinder unter der Woche, an die sich beide Elternteile halten. Oder: Bleiben die Kinder lange wach, weckt sie am nächsten Morgen der Elternteil, der sie lange wach bleiben ließ.

Gemeinsame Werte und Regeln definieren

Am wichtigsten in jeder Beziehung und auch bei Erziehungsfragen ist es, dass die Beteiligten miteinander sprechen: Wie wichtig sind beiden Eltern Werte wie Rücksichtnahme, Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein, Selbstständigkeit und Höflichkeit? Am besten mit dem Partner darüber reden, so wird es viel leichter, gemeinsam geeignete Erziehungsmaßnahmen und Regeln zu finden.

Routinen und Rituale finden

Kinder brauchen Routinen und Rituale, so können sie die Reaktionen der Eltern besser abschätzen und fühlen sich sicher. Das geht auch, wenn beide Eltern unterschiedlich erziehen: Beispielsweise bringen beide Partner die Kleinen zur selben Zeit ins Bett. Oder: Das Zubettgehritual bei Mama ist immer das gleiche.

Eltern und Erziehung: Wenn beide Partner uneins sind

Hat der Partner in einer Erziehungsfrage ganz anders entschieden, als einem lieb ist, ist es wichtig, seinem Ärger nicht vor den Kindern Luft zu machen. Erstmal: tief durchatmen und ruhig bleiben. Später sollte man aber unbedingt mit dem Partner darüber sprechen, dass man anderer Meinung ist – und besonders auch, warum. Am besten funktioniert das mit „Ich-Botschaften“ und viel Verständnis für den anderen. Zum Beispiel so: „Ich verstehe, dass du dich ärgerst, wenn die Kinder ihr Spielzeug nicht wegräumen. Aber wir haben beide gemerkt, dass anschreien in diesem Fall nichts bringt. Wir sollten gemeinsam nach einer anderen Methode suchen. “