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"Nur noch zehn Minuten. Nur noch einmal, dann höre ich auf. Wirklich!" Man kennt es von Kindern, wenn sie um mehr Fernsehzeit oder noch ein Spiel mehr an der Konsole betteln. Eltern schieben ausgedehntem Medienkonsum den Riegel vor. Was aber, wenn Eltern diejenigen sind, die ein Laster haben – und womöglich in eine Sucht abgleiten? Arbeitssucht, Sportsucht, Computersucht, Glücksspielsucht oder Kaufsucht ... Die Grenzen zwischen ausgeprägtem Laster und Suchtverhalten sind fließend. Und meist braucht es einige Zeit, bis man sich die Sucht eingesteht. Zum Glück sind Verhaltenssüchte nicht nur gut behandelbar – tatsächlich bergen sie auch die eine oder andere Chance.   

Verhaltenssucht hat viele Gesichter

DIE Verhaltenssucht gibt es nicht. Im Gegenteil, Sucht ist ein komplexes Geschehen, das nicht nur von individuellen Aspekten abhängt, sondern sich zudem in ganz unterschiedlichem Gewand präsentiert – der eine ist so erpicht auf seinen Sport, dass es zur Sucht wird, der andere shoppt so oft und übermäßig, ohne es stoppen zu können ... Häufig ist Betroffenen ihr eigenes Suchtverhalten lange Zeit selbst nicht bewusst. Kein Wunder, Sucht ist eben kein linearer Prozess – und der Grat zwischen Laster und bedenklichem Suchtverhalten ein durchaus schmaler. Übrigens existieren unterschiedliche Formen von Verhaltenssüchten, die teilweise auch ineinander übergehen.

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Verhaltenssüchte als Problemlöser

Was Verhaltenssüchte so gefährlich macht und die Abwärtsspirale in Gang setzt? Am Anfang steht ein gutes Gefühl! Ohne größere Anstrengung wird vermeintlicher Mangel kompensiert und wenigstens für einige Zeit lösen sich Probleme einfach in Luft auf. Klar, dass wir davon mehr wollen. Das zweifelhafte Verhalten wird dann rasch zur dauerhaften Problemlösungsstrategie – ein fataler Fehler.

Warnzeichen: Anderes wird unwichtig

Wann ist er nun erreicht, der Punkt, an dem sich klare Suchttendenzen zeigen? Das ist nicht immer einfach zu beantworten. Zwei Kriterien können aber helfen, die Sache einzugrenzen. Bei einer Verhaltenssucht macht sich über kurz oder lang nicht nur Leidensdruck bemerkbar – vor allem, wenn das jeweilige Suchtverhalten ausgesetzt werden muss. Zugleich ist auch ein gewisser Kontrollverlust damit verbunden. Notwendige Verpflichtungen und alltägliche Strukturen geraten immer mehr in den Hintergrund. Schulden, schwere Schlafdefizite, Probleme am Arbeitsplatz oder sozialer Rückzug sind nur einige Beispiele dafür, was eine Verhaltenssucht langfristig anrichten kann.  

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Verhaltenssucht behandeln: Aller Anfang ist schwer

Eine Verhaltenssucht einzugestehen und sich Hilfe zu suchen, ist der wichtigste Schritt – etwas, worauf man zu Recht stolz sein darf. Zwar ist aller Anfang schwer, doch mit der Zeit wird es leichter. Im Rahmen der Therapie erlernt man Strategien, mit Problemen und der Leere umzugehen, ohne dass man dazu auf toxische Verhaltensweisen zurückgreifen muss. Ja, ein hartes Stück Arbeit, aber: Es lohnt sich. 

Warum eine Sucht auch Potential für ein neues Leben bietet

Ist man mitten im Therapieprozesses angelangt, wird es spürbar: Hier tun sich ganz schön viele Chancen auf! Die Chance etwa, sich damit auseinandersetzen, warum man süchtig geworden ist. Was ist nicht in Ordnung in meinem Leben? Was ist der tiefere Grund für meine Verhaltenssucht? Und auch darin, sich an diese Dinge Schritt für Schritt in seinem eigenen Tempo heranzuwagen und aufzuarbeiten, bietet viel Potential. Nicht zuletzt birgt Therapie die Möglichkeit, sich an Veränderung heranzuwagen. Das erweitert nicht nur den Horizont, zudem haben auf diese Weise Verhaltenssüchte langfristig keine Chance mehr.