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Experte DI Alexander Mrkvicka erklärt, was jeder Einzelne von uns für den Schutz des natürlichen Pflanzenraums tun kann.

In Österreich gibt es rund 1,4 Millionen Hektar Wiese. Das klingt doch nach ganz schön viel …
Alexander Mrkvicka: „Ja, das tut es, aber die entscheidende Frage ist, um welche Wiesenform es sich dabei handelt. Naturnahe Ökosysteme sind in den letzten fünfzig Jahren zunehmend in intensiv bewirtschaftetes Grünland für die Futtermittelproduktion umgewandelt worden. Nur noch magere zwei Prozent dieser 1,4 Millionen Hektar zeichnen sich heute durch Artenreichtum aus, der für die biologische Vielfalt aber so wichtig ist.“

Wodurch wird die artenreiche Wiese bedroht?
„Die größte Bedrohung ist der geringe Preis für landwirtschaftliche Produkte. Der Bauer bekommt so wenig Geld für seine Milch und sein Fleisch, dass er immer weiter intensivieren muss, um mit der gleichen Fläche zumindest noch ein bisschen Gewinn zu machen. Also: immer mehr Maschinen, immer mehr Vieh, immer mehr mähen, immer mehr düngen. Da blüht dann ja schon kaum noch was, und an jeder Pflanze hängen wieder drei, vier Insektenarten, die dann mit dem Kraut ihren Lebensraum verlieren. Irgendwann haben wir dann eben nur noch eintönige Grasäcker.“

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Und welche Rolle spielt der Bodenverbrauch, also die Umwandlung von Grünland in Straßen oder Gebäude?
„Eine große. Allein in Österreich sind das rund 22 Hektar, etwa 31 Fußballfelder, im Jahr. Die Hälfte davon wird versiegelt, also wasserundurchlässig gemacht. Die Folgen für das Klima spüren wir alle.“

Und bitte immer daran denken: Die Wiese gehört jemandem.

DI Alexander Mrkvicka, Landschaftspflegeverein Thermenlinie

Kann ich denn als Individuum konkret etwas tun, um die Wiese und ihre Artenvielfalt zu schützen?
„Das können Sie, indem Sie nicht die billigste Milch kaufen und wenn möglich Biomilch. Kaufen Sie nicht das billigste Fleisch, sondern ein qualitativ besseres und dafür halt weniger. Wer einen Bauern in der Nähe hat – bitte direkt bei ihm kaufen statt im Supermarkt. Der Handel schneidet ordentlich mit, und dieses Geld sollte eigentlich der Bauer verdienen. “

Und wenn sich nun vor mir eine wunderbare Wiese auftut – wie gehe ich richtig und sorgsam mit ihr um?
„Respektieren Sie sie und schätzen Sie wert, was sie Ihnen schenkt. Und bitte immer daran denken: Die Wiese gehört jemandem. Wir können nicht tun und lassen, was wir wollen. Nicht alles niedertrampeln, keine Blumen ausreißen. Verlassen wir die Wiese so, wie wir sie vorgefunden haben.“

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Was ist das größte Geheimnis der Wiese?
„Das ist die Wiese selbst. Die Wissenschaft weiß noch wenig darüber, wie das große Ganze wirklich funktioniert und was wo in diesem System dranhängt. Der Stoffkreislauf ist nur einer der unzähligen Vorgänge, und den kann man messen. Vieles ist im Detail unmöglich zu erforschen. Allein im Boden gibt es tausende Lebewesen, die noch keinen Namen haben, weil sie noch niemand entdeckt hatte. Das ist unglaublich spannend!“

Wie kann ich die Kraft der Wiese am besten erspüren?
„Das geht ganz einfach: Stellen Sie sich auf den Rhythmus der Wiese ein. Die Wiese hat keinen Stress, auch wenn Sie Stress haben. Sie hat ihr eigenes Tempo und wird Sie dazu einladen,sich diesem anzupassen. Es ist kein Zufall, dass in der Werbung so vieles, was mit Wohlfühlen zu tun hat, mit der Wiese in Verbindung gebracht wird. Da steht niemand auf dem asphaltierten Parkplatz.“

DI Alexander Mrkvicka ist Experte beim Landschaftspflegeverein Thermenlinie – Wienerwald – Wiener Becken und beim Forstbetrieb der Stadt Wien.

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