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Heulende Winterstürme. Dunkle, lange Tage. Nebel, der alles bedeckt... In vorchristlicher-heidnischer Zeit erlebten die Menschen die Wintertage als besonders geheimnisvoll. Und als beängstigend, schließlich fürchteten sie jetzt die Totengeister: „Diese erschienen besonders in der dunklen rauen Zeit, wenn die Tage kürzer wurden und die rauen Winde an den Wolken zerrten und ihnen gespenstige Gesichter verliehen“, schreibt Caroline Deiß in ihrem Buch „Geheimnisvolle Raunächte“. „Dann brach die schaurige Zeit an, die Grenzen zu anderen Welten fielen, und die Zeit der Totengötter und Totengeister nahm ihren Lauf.“ Willkommen in den Raunächten.

Es war ein magischer Glaube an eine Schwellenzeit, in der die Pforten zur Unterwelt weit geöffnet und die Übergänge zwischen Diesseits und Jenseits fließend sind. Unsere Vorfahren hingen stark von Wetter und der Natur ab. Also setzten sie alles daran, die Gunst der Natur für sich zu gewinnen. Nicht zuletzt mithilfe von Ritualen in den Raunächten (auch oft Rauhnächte geschrieben). Und weil jede der zwölf Nächte vom 25. Dezember bis zum Dreikönigstag für einen der kommenden Monaten stand, nutzten unsere Ahnen diese Schicksalstage auch für Weissagungen und Orakel.  

Geeignet für Rituale in den Rauhnächten: Räucherpfanne und Sternenbild
Räucherpfanne, Sternenbild

Bild: Caro Strasnik

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Bleigießen: Aus Orakeln abgeleitetes Ritual

Bis heute haben sich solche Rituale gehalten. Das „Bleigießen“ an Silvester etwa als Orakel-Versuch, das neue Jahr vorherzusagen. Wobei heute nur noch mit Wachs oder Zinn in die Zukunft geblickt wird. Und der Brauch, zwischen Weihnachten und Neujahr keine Wäsche zu waschen? Geht ebenfalls auf alten Volksglauben zurück: Man erzählte sich, in den Raunächten würden finstere Gestalten umhergehen, um weiße Wäsche zu stehlen. Diese würden sie im darauffolgenden Jahr als Leichentuch verwenden – für ein Mitglied des Hauses.

„Die Raunächte basieren ursprünglich auf den astronomisch-astrologischen und kalendarischen Ereignissen dieser Jahreszeit. Diese sind der Ursprung aller damit verbundenen Rituale“, sagt die Kräuterpädagogin Irmie Schüch-Schamburek. Sie glaubt: Auch heute könnten uns die Raunächte und ihre Rituale etwas bieten. „In ungewissen, schwierigen Zeiten, steigt das Interesse an Methoden, die eine zusätzliche Orientierungshilfe bieten. Wie eben die Raunächte und ihre Rituale. Zudem bieten diese einen Zugang, sich wieder in den Naturrhythmus einzuklinken.“

Raunächte: Zeit für Reflexion

Auch wer nicht esoterisch veranlagt ist, kann die Rituale der Raunächte für sich einsetzen: „Die Rituale helfen bei der Beantwortung von Fragen - und reflektieren unsere Glaubenssätze, Verhaltensweisen und Situationen", sagt Irmie Schüch-Schamburek. Frage dich zum Beispiel: 'Was möchte ich in meinem Leben loslassen und nicht mehr ins neue Jahr mitnehmen? Was ist mir in meinem Leben wirklich wichtig? Welche Themen oder Aufgaben stehen im nächsten Jahr an, um meine Persönlichkeit zu entwickeln?‘

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6 schöne Rituale für die Raunächte:

  1. Spüren statt denken: Was macht eigentlich die Seele aus? Was ist der Sinn meines Lebens? Große Fragen, doch wann stellt man sich diesen im Alltag schon? Die ruhige Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr bietet sich dafür an, einmal weniger zu denken und mehr zu spüren. Horche in dich hinein, spüre dir nach und versuche, deinem Bauchgefühl mehr zu vertrauen.
  2. Sehnsüchte aussprechen als Ritual für Raunächte: Wünsche gehen nicht einfach so in Erfüllung. Aber Unausgesprochenes auf kleinen Zetteln zu notieren – Sehnsüchte, Träume oder konkrete Ziele – rückt diese mehr ins eigene Bewusstsein. Und das kann dein Tun beeinflussen. Tipp: Ein Traumtagebuch führen, um verborgenen Wünschen auf die Spur zu kommen.
  3. Räucher-Ritual: Nutze die Raunächte als Ritual, um der Natur (wieder) näherzukommen: Beim Einkaufen im Supermarkt freut sich jeder über das große Sortiment bei Obst, Gemüse & Co. Beim Räuchern kann man sich bei der Natur für all diese Gaben bedanken, mit einen Räucherschälchen und Kräutern. Überhaupt ist unser Leben derart von natürlichen Rhythmen abgekoppelt, dass Rückbesinnung auf die Natur guttut.
  4. Rauhnächte-Ritual Meditieren: Smartphone, E-Mails, die lieben Kinder oder die Kollegen: Ständig wird man abgelenkt. Meditieren kann helfen, sich wieder mehr auf den Moment zu konzentrieren. Es genügen schon wenige Minuten täglich, und vielleicht bieten sich die Raunächte für dich an, dieses neue Ritual einzuführen. Alles, was es dafür braucht, ist ein ruhiger Ort und du selbst. Wer es gleich ausprobieren möchte: Hier geht es zum carpe diem-Meditations-Podcast.
  5. Spazierengehen: Natur und Raunächte stehen in enger Verbindung. Und Natur lässt uns viele Sorgen vergessen. Spaziere mit einem Gefühl der Verbundenheit durch die Umwelt und sammele Fundstücke, die die Natur jetzt bietet – Baumrinde, ein Ast mit gefrorenen Tautropfen, Blätter … Dabei fokussierst du dich ganz aufs Hier und Jetzt. (Wir haben noch mehr Ideen zur sogenannten Land Art.)
  6. Ritual in den Raunächten: Motti vergeben: Zwölf Raunächte galten unseren Vorfahren als Lostage, als Vorhersagen für die kommenden zwölf Monate. Machen wir es ihnen ein wenig gleich und stellen jeden der Tage unter ein spezielles Motto. Reinen Tisch machen. In Kontakt treten. Achtsamer essen – es gibt viele Möglichkeiten, finde du deine eigenen.