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Fahrrad fahren ist viel mehr als nur schnell von Punkt A zu Punkt B zu gelangen. Jeder hat eine persönliche Geschichte zu seinem Drahtesel. Und sie erzählen uns ihre Erlebnisse zu ihrem ersten Ritt, der ihr Leben veränderte.

Markus Fiedler, 42, Fliesenlegermeister

Fahrrad fahren nach Leukämie

Bild: Philipp Schönauer

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„Wenn meine Frau zu mir sagt: ,Du bist nicht mehr auszuhalten, bitte setz dich aufs Rad‘, dann tu ich das. Danach geht’s mir wirklich immer besser. Und das ist schon ein kleines Wunder, nachdem ich 2010 an Leukämie erkrankt war – mit fünfprozentiger Überlebens­chance.

Das hab ich zum Glück aber erst viel später erfahren, mein Plan war von Anfang an: Zuerst überlebe ich, dann kauf ich mir ein Rad. Den ersten Stupser in die richtige Richtung hat mir das Ergometer auf der Transplantationsstation gegeben. Das war zwar alles andere als ver­lockend, aber irgendwie musste ich ja fit bleiben.

Zuerst überlebe ich, dann kauf ich mir ein Rad.

Markus Fiedler

Nach 270 Tagen im Spital ging’s ab nach Hause, kurz darauf hab ich mir ein Trekkingrad gekauft. Das Fahrrad fahren hat mir sofort eine totale Sicherheit gegeben, weil ich gewusst habe: Wenn ich eine Stunde schaffe, dann bin ich gesund. Eine reine Kopfsache, die mich sehr gepusht hat.

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Mittlerweile sind es acht Räder, vom Mountainbike bis zum Fully – das liebste ist mir mein Rennrad. Mein Schwager hat mir seines einmal geborgt, und schon am nächsten Tag hab ich selbst zugeschlagen. Bezahlt habe ich es mithilfe einer großzügigen Spende aus dem Nachbarort.

Eine schöne Geste – damit meine ich nicht nur das Geld. Zuerst hab ich 30 Kilometer geschafft, dann 40, nach einem Jahr waren es schon über 100. Heute heißt Radfahren für mich Glück, Druck ablassen, neue Orte erkunden, die Natur aufsaugen – und vor allem: gesund bleiben. Mit dem Radeln hör ich sicher als Letztes auf."

Tina Ulreich-Brenner, 40, Prokuristin

Radfahren mit Kindern

Bild: Philipp Schönauer

„Ich war immer schon gerne mit dem Rad unterwegs, aber nach der Geburt unserer Tochter vor sieben Jahren ist mir klar geworden, dass ich mit Kind hinten im Sitz sonst nichts mehr transportieren kann. Als dann mein Sohn unterwegs war, musste dringend eine Alternative her.

Mein Mann und ich haben uns beraten lassen und uns für ein Dreirad-Lastenfahrrad entschieden. Das war schon eine Investition, aber zum Glück gab’s eine Förderung. Am Anfang war ich skeptisch, ich fand, dass ein Lastenrad nicht so wirklich zu mir passt.

Zuerst war ich skeptisch, jetzt ist es Liebe!

Tina Ulreich-Brenner

Jetzt ist es aber Liebe! Warum? Weil es den Kindern extrem taugt, der Weg zum Kindergarten und zur Schule zeitsparender ist und ich damit viele Besorgungen machen kann. Es ist multifunktional und hat sogar eine Vorrichtung für die Kinderräder.

So können sie bei Radtouren zuerst selbst fahren und sich dann, wenn sie müde werden, ausruhen. Unser Rad hat zwar einen Motor – weil ich es mit Vollbesetzung, Rucksack und Schultasche gar nicht anders schaffen würde –, aber ich fühl mich trotzdem immer bewegt.

Es bleiben ja 6,5 Kilometer Bewegung täglich an der frischen Luft. Die Kinder werden bald zu groß dafür sein, hergeben will ich es aber trotzdem nicht.“

Gregor Kaufmann, 24, Vergolder und Staffierer

Fahrrad fahren ohne Bremsen

Bild: Philipp Schönauer

„Zu meiner großen Leidenschaft bin ich vor zehn Jahren gekommen – über einen Umweg, das Skateboard. Da war ich sehr gut, aber oft auch genervt, wenn Tricks nach 50-mal probieren noch nicht geklappt haben.

Bei einem Aufenthalt in L.A. hab ich dann erstmals ein Fixie gesehen. Also ein Bahnrad, das rückwärtsfahren kann, weder Bremsen noch Gänge hat – der totale Wahnsinn! So eines wollte ich auch, vor allem nachdem ich gelesen hatte, dass das Treten beim Radeln Glücksgefühle auslöst.

Immer treten, immer glücklich.

Gregor Kaufmann

Logisch kombiniert hieß das für mich: Bei Fixies muss man immer treten, also machen sie immer glücklich! Und das tun sie bis heute. Mittlerweile hab ich sieben Stück selbst zusammengebaut, beim allerersten musste ich das Radfahren wirklich ganz neu lernen.

Das Fahrgefühl ist ein komplett anderes, der Bremsweg viel länger. (Im Straßenverkehr sind Fixies deshalb nicht erlaubt; Anm.) Deshalb ist es beim Fahrrad fahren wichtig immer sehr vorausschauend zu bleiben. Das Fixie schärft meine Konzentrationsfähigkeit und schmiert meine Knie, besser geht’s nicht.“

Barbara Mayer, 39, Krankenschwester und Mountainbike-Kids-Coach

Mountainbiken mit Kindern

Bild: Philipp Schönauer

„Schon als Schulkind hab ich jeden Tag mit dem Radl einen kleinen Berg bezwungen, das Mountainbiken liegt mir also im Blut. Richtig angefangen hab ich mit 23, nach der Trennung von meinem Freund. Der ist mir früher immer davongeradelt, und ich wollte es ihm dann beweisen. Nach einem Jahr Praxis bin ich das erste Rennen gefahren und prompt auf dem Podest gelandet.

Das hat mich total motiviert und noch mehr überrascht, weil ich ja nicht nach Plan trainiert habe und auch der Leistungsgedanke nie so da war. Mein Motto war immer: Raus, egal bei welchem Wetter.

Das hab ich von meinem Opa, er war ein Hüttenwirt im Höllengebirge. Später bin ich viel mit meinem Sohn gefahren, mit sechs Jahren war es ihm mit mir aber schon zu fad. Seine Freunde konnten es noch nicht, da hab ich spontan einen Kinderkurs angeboten.

Koordination, Konzentration und frische Luft.

Barbara Mayer

Das ist fünf Jahre her, mittlerweile trainiere ich die Kleinen in meiner MTB Academy. Sie lernen irrsinnig schnell, und die Nachfrage ist enorm. Ich liebe es, spielerisch Koordination und Konzentration an der frischen Luft zu fördern.

Mountainbiken ist für mich pure Freiheit. Die brauche ich ganz dringend für Körper und Seele, vor allem im Moment, als Ausgleich zu meinem Job als Intensivkrankenschwester.“

Prof. Dr. Heinz Ludwig, 74, Onkologe

Fahrrad fahren für die Gesundheit

Bild: Philipp Schönauer

„Freunde haben mir zum Geburtstag ein Vélosolex geschenkt, das ist ein ganz einfaches Mofa, mit dem ich dann auch immer zur Arbeit ins Spital gefahren bin. Schon nach zwei Wochen hab ich mich aber gefragt, wozu ich eigentlich den Motor brauche – und mir mein erstes Carbonrad gekauft.

Das ist jetzt über 20 Jahre her. Mittlerweile fahre ich ein schlichtes Citybike, und das noch immer täglich, bei Wind und Wetter – außer bei Schnee und vereisten Straßen, aber auch bei 10 Grad minus. Ich hab ja nie so ganz verstanden, warum Kälte und Radfahren für viele ein Widerspruch ist.

Ski fährt man ja auch im Winter, das dann aber meist nur eine Woche. Da ist es für den Körper doch viel sinnvoller, das ganze Jahr über regelmäßig Rad zu fahren. Auf meine Gesundheit wirkt sich diese Beständigkeit auf jeden Fall sehr positiv aus. Früher musste ich Tabletten gegen meine hohen Cholesterinwerte nehmen, heute ist die Bewegung mein natürlicher Senker.

Radfahren ist mein natürlicher Cholesterinsenker.

Prof. Dr. Heinz Ludwig

Außerdem finde ich Radfahren sehr kommunikativ. Am Wochenende mache ich schöne Ausflüge in die Natur mit meiner Frau und meinen Enkelkindern, und in der Stadt komme ich an der einen oder anderen roten Ampel mit Radbekanntschaften ins Plaudern.

Irgendwann werde ich wohl auf ein E-Bike umsteigen müssen. Aber noch ist es nicht so weit. Solange es geht, versuche ich meine Bequemlichkeit zu unterdrücken und werde weiter ganz normal mit dem Fahrrad fahren.“

Otchie Stranzinger, 32, Hoteldirektorin

Radfahren als Medidation

Bild: Philipp Schönauer

„Früher war Bewegung ja nicht so meins, schon gar nicht Rennradfahren: viel zu anstrengend, viel zu schnell, viel zu gefährlich. Deshalb hab ich auch nur müde gelächelt, als mich mein Geschäftspartner vor acht Jahren dazu überreden wollte.

Damals hat sich in unserem Hotel in Wien ein Fahrradmodengeschäft einquartiert, und die Rennrad-Community ist von da an bei uns ein und aus gegangen. Er hat aber nicht lockergelassen, und dann bekam ich zum Geburtstag tatsächlich ein Rennrad.

Zuerst bin ich nur mit meinem Ex-Mann ein bisschen gefahren, ganz vorsichtig. Dann hab ich mir einen Ruck gegeben, weil ich ein neues Hobby gesucht habe und wirklich fitter werden wollte. So wurden bald längere Strecken daraus, meistens alleine.

Radfahren ist meine Meditation.

Otchie Stranzinger

Das war der Moment, in dem mir klar geworden ist: Rennradfahren ist das Schönste! Für mich ist es Meditation. Die drei, vier Stunden in der Woche sind meine Auszeit von der Arbeit und meinen zwei Kindern. Ich nehme sie mir bewusst und genieße es, dabei mit niemandem zu reden, nur meinem Tempo zu folgen.

Ich und die Natur. Fahrrad fahren macht mich stolz, wenn ich eine Etappe geschafft habe, glücklich und aufgeladen – irgendwie wieder voll da! Mein Kopf funktioniert danach tatsächlich deutlich besser.“