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Jeder Sport braucht einen Grund. Wer als Erwachsener sportelt, führt dafür oftmals sogar mehrere gute Gründe ins Feld: Spaß natürlich. Aber auch Ausgleich zur Bürotätigkeit, Prävention, als Mittel gegen die Rückenschmerzen, die Pizza wieder abarbeiten, den Kreislauf in Schwung bringen …

Wissen, wieso: Turngeräte haben ihren Sinn

Kurz: Wer weiß, dass Schwitzen gesund ist, dem fällt’s um vieles leichter. Aber wie war das eigentlich damals im Turnunterricht? Wussten wir es da? Nun ja… meistens nicht. Warum sind wir überhaupt auf Seile geklettert? Haben den Felgaufschwung geübt? Oder auf dem furchteinflößenden Schwebebalken balanciert? Wer das weiß, braucht ab hier nicht mehr weiterzulesen. Wir wussten es allerdings nicht! Deshalb haben wir Roman Daucher gefragt.

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Roman hat Sportwissenschaften und Public Health studiert und ist seit mehr als 20 Jahren im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention tätig. Bekannt ist er vor allem als „Trainer der Nation“ im Frühstücksfernsehen auf Puls4. Also, Roman, wie war das noch mal mit Reck, Sprossenwand und Co.?

Schwebebalken

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Berühmt-berüchtigt: Der Schwebebalken soll im Schulunterricht vor allem die Gelenke und Balance trainieren

Bild: Ulrich Zinell

Im Turnunterricht machen vor allem die Mädchen am Turngerät Schwebebalken Balance- und Koordinationsübungen. Unser „Versuchskaninchen“ Pia hat es für's Foto ausprobiert und siehe da: Sie kann‘s heute noch!

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Roman Daucher: „Beim Schwebebalken geht‘s um die tiefenmuskuläre Stabilisierung der Gelenke – konkret: Sprunggelenk, Hüftgelenk, Kniegelenk – durch Balance-Training. Wichtig ist das auch deshalb, weil sich dadurch der Band- und Muskelapparat so ausbildet, dass er dir auch später durch Lebensphasen hilft, in denen du vielleicht weniger trainierst oder die Muskeln sich altersbedingt zurückbilden. Denn die Muskeln, die ich von zwölf bis sechzehn aufbaue, tragen mich durch mein ganzes Leben.

Sprossenwand

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Die eingehängte Bank an der Sprossenwand trainiert beim Hochziehen den Latissimus-Muskel.

Bild: Ulrich Zinell

Gute Zeiten, schlechte Zeiten: Sprossenwand macht Spaß, wenn man im Rahmen eines Klettergartens darauf herumkraxeln kann. Oder wenn man gemütlich von einer Sprosse baumelt. Weniger lustig: Langbank einhängen, sich bäuchlings auf die Bank legen und sich mit den Armen hochziehen.

Roman Daucher: „Besonders ‚nett‘ war immer, wenn das Leiberl hochgerutscht ist und du mit dem Bauch auf der Bank radiert hast ... keine so tolle Erinnerung. Aber im Prinzip natürlich ein richtig gutes Latissimus-Training.“

Bocksprünge

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Beim Bockspringen wird vor allem die Achillessehne trainiert, wovon speziell Läufer profitieren.

Bild: Ulrich Zinell

Alles eine Frage der Körperspannung (Stichwort Rumpfmuskulatur!) und der Koordination. Beides brauchst du, um den Körper nach vorne zu bringen. Aber nicht nur das!

Roman Daucher: „Bocksprünge sind Reaktivkrafttraining für die Achillessehne“, erklärt der Sportwissenschaftler, „der Körper stellt die Kraft durch Dehnung und Verkürzung der Sehne zur Verfügung – als Gegenreaktion gibt’s eine erhöhte Kontraktion der Muskulatur. Besonders für Läufer ist das ein wichtiges Training.“

Nachsatz: „Die Übungen im Turnunterricht waren ja nicht ganz blöd. Die Bocksprünge bringen schon etwas. Nur: Der Effekt wäre anders leichter zu erreichen gewesen.“

Felgeaufschwung

Felgeaufschwung
Mann hängt kopfüber auf einer Reckstange

Bild: Ulrich Zinell

„Bei Felgbewegungen handelt es sich stets um rückwärts gerichtete Rotationen, welche um feste Drehachsen ausgeführt werden. In der Hauptfunktionsphase erfolgt durch Strecken der Hüftgelenke in Verbindung mit einem Schub oder Zug der Arme eine Aufwärtsbewegung des Körpers bzw. eine fußwärtsgerichtete Bewegung von der Drehachse weg.“ – so weit die Definition der Universität Koblenz.

Alles klar? Tatsächlich ist der Felgaufschwung aber – jenseits des ganzen Brimboriums, das um ihn veranstaltet wird – eine super Übung auf diesem Turngerät. „Er ist eine klassische Kräftigungsübung für Bauch-, Hüftbeuge-, Arm- und Schultermuskulatur“, sagt Roman Daucher, „dazu kommt die koordinative Leistung und die Körperspannung.“

„Das ist einerseits Krafttraining für die Jungen, die noch nicht in ein Fitnessstudio gehen können, andererseits auch total modern. Als der Turnvater Jahn diese Übung beschrieben hat, konnte keiner davon ausgehen, dass sie 200 Jahre später noch aktuell sein würde. Aber man braucht sich nur in den ganzen Outdoor-Fitnessparks – Stichwort Calisthenics – umsehen, die wie Schwammerl aus dem Boden schießen: Der Felgaufschwung ist immer noch State of the Art fürs Krafttraining am Reck.“

Medizinbälle

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Rücken, Gesäß, Bauch – Medizinballübungen trainieren viele Muskelgruppen und Regionen.

Bild: Ulrich Zinell

Eigentlich offensichtlich: Medizinbälle bedeuten klassisches Krafttraining. Als solches sind sie weit über die Grenzen des Turnunterrichts im Einsatz – etwa bei Cross-Fit-Übungen.

Los geht’s:
• 15-mal den Ball schnell gegen die Wand passen. Das trainiert Finger, Schulter und Trizeps.
• Wer beim Fangen in die Knie geht, tut auch gleich etwas für Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur.
• Oder man wirft dem Partner den Ball aus der Bauchlage zu – dann kommt der Rückenstrecker zum Einsatz.

Seilklettern

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Beim Seilklettern ist der ganze Körper. Es dient vor allem dem Kraftaufbau des Oberkörpers.

Bild: Ulrich Zinell

Warum sind wir im Turnunterricht auf Seile geklettert?

Roman Daucher: „Berechtigte Frage. Hab ich persönlich in meinem Leben nie wieder gebraucht. Aber natürlich dient das dem klassischen Kraftaufbau im Oberkörper: Latissimus, Bizeps, Schultermuskulatur – der ganze Oberkörper ist an dieser Bewegung beteiligt.“