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Einmal klingt es wie Theaterapplaus, dann wie helles Kinderlachen. Manchmal ist es das Flüstern eines vertrauten Menschen und manchmal das Knackgeräusch, das ein Apfel macht, wenn man genussvoll hineinbeißt. Der Mensch ist in der Lage, 400.000 Töne zu hören und zu unterscheiden – hohe, tiefe, leise, laute. Manche davon machen glücklich, manche entspannt – und einige machen ganz schön wütend. Ohren auf, dann kannst du was erleben.

Hörtraining: Das Lauschen lernen

Auch sogenannte ASMR (Autonomous Sensory Meridian Response)-Videos, die zurzeit auf YouTube millionenfach angeklickt werden, können uns beim Lauschenlernen helfen. In diesen Videos wird nah am Mikrofon geflüstert, man hört das Geräusch, das eine Bürste macht, wenn sie über die Kopfhaut wandert, oder das Knacken von Schokolade. Manche Menschen beschreiben, dass diese Videos bei ihnen starke körperliche Reaktionen wie Gänsehaut oder ein Kribbeln am Kopf hervorrufen.

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Der Psychologe Ulrich Pomper von der Universität Wien, der sich wissenschaftlich mit diesem Phänomen auseinandersetzt, erklärt: „Die Entspannung, die ASMR-Videos hervorrufen, manifestiert sich auch physiologisch, etwa durch eine reduzierte Herzschlagfrequenz. In ersten Studien zu einem therapeutischen Einsatz sind auch positive Effekte bei chronischen Schmerzen oder Depressionen feststellbar.“ Egal wie stark wir auf die sanften Töne reagieren – ihnen Raum zu geben schult unser Gehör. Und wir lernen, welche Geräusche uns guttun.

Das Auge führt den Menschen in die Welt, das Ohr führt die Welt in den Menschen ein.

Lorenz Oken, deutscher Mediziner und Naturphilosoph (1779–1851)

Hör auf dein Hertz

Die menschliche Hörspanne umfasst einen Frequenzbereich von 16 bis 20.000 Hertz, das sind zehn Oktaven. Das Gehör bietet damit ein weitaus breiteres Informationsspektrum als etwa der Sehsinn.

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Offenes Ohr

Wer genau hinhört, tut der Seele Gutes: Aktives Hörtraining eröffnet uns eine Welt, die berührt. Das bewusste Wahrnehmen von Lauten macht uns sensibler, auch was unsere Umwelt und unsere Mitmenschen betrifft. Ein offenes Ohr macht empathisch – wir sollten das Hinhören also üben.

Schicht für Schicht

Ein gutes Hörtraining, um unseren Hörsinn zu schulen, ist das Zerlegen der Reize. Klingt komisch? Ist es nicht: Es geht einfach darum, sich Schicht für Schicht in ein Geräusch „einzuhören“ und zu fragen: Was höre ich eigentlich, wie genau klingt das? Laut? Leise? Hoch? Tief? Hell? Dumpf? Welche Art von dumpf? Auf diese Weise bekommt ein einfacher Ton Gestalt, und wir nehmen ihn in all seinen Facetten wahr.

Gute Töne, schlechte Töne

Was haben Weckertöne und menschliche Schreie gemein? Sie versetzen uns mit einer Frequenz zwischen 30 und 150 Hertz in Alarmbereitschaft.

Gibt es „das angenehmste Geräusch der Welt“? Ja. In einer Studie der englischen Newcastle University wurde der Applaus nach einer Vorstellung als schönster Sound identifiziert, gefolgt von Babylachen, Gewitterdonner und fließendem Wasser. Gegenpol und damit das Geräusch, das die meisten Menschen als unangenehm empfinden, ist übrigens menschliches Erbrechen (Quelle: University of Salford, Manchester).

Können uns Geräusche verrückt machen? Und wie! Sie können als so unangenehm empfunden werden, dass sie sogar so starke Gefühle wie Wut oder Hass auslösen – in diesem Fall spricht man vom Phänomen der Misophonie.

Nachgefragt bei: DR. ULRICH POMPER, Psychologe, und ING. THOMAS KLOCK, Sprechtrainer