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Es gibt nur ein Objekt im Haus, das die Rückkehr ins Private, ins Kuschelige und ins Warme so deutlich repräsentiert wie ein ganz bestimmtes Accessoire. Dieses Accessoire, das sich zart und verständnisvoll an unsere geschundenen Füße schmiegt, die gerade erst den Stöckelkampfschuh oder den durchnässten Lederstiefel abgestreift haben, um unseren Körper von Aktivitäten im winterlichen Draußen hin zu einer Entspannung und einem Ankommen im gut beheizten Drinnen zu tragen. Meine sehr geehrten Leserinnen und Leser: Es kann eindeutig nur ein Objekt geben, das uns das Gefühl des Heimeligen und Geborgenen so schnell und dauerhaft vermitteln kann. Es ist der Hausschuh, auch Hauspatschen genannt.

Aus Filz, aus Flanell, aus Wolle oder Plüsch. In Naturfarben oder in knallbuntem Exzess, mit Blümchen, mit seidiger Oberfläche, mit Leoprint. Mit Mascherln oder ohne. Sanft, wärmend und beschützend. Gerade gut genug dafür, zu spüren, was ein Zuhause ist: jener Ort, an dem wir weder sexy noch sportlich noch seriös auftreten müssen. In dem wir unelegant latschen können, wenn da ein Bedürfnis nach unelegantem Latschen bestehen sollte. Und an dem wir uns auf das Sofa fläzen können, die Beine auf einem Polster hochlagern, die Beleuchtung im früh hereinbrechenden Abend auf passende Lichtstimmung bringen und ein gutes Buch, eine Zeitschrift aufschlagen. Musik hören. Vielleicht mit einer Kanne heißen Tees und einer langsam abbrennenden Kerze dazu.

Eine Entspannung, die uns wieder wahrnehmen lässt. Durchatmen. Den Tag hinter sich lassen. Der Hauspatschen ist aber auch jenes Objekt, das wir divenhaft und dramatisch in weitem Bogen vom Fuß werfen können, wenn wir uns abends ins Bett fallen lassen – und das treu und ergeben auf unser Erwachen wartet, bereit, uns von früher Morgenstunde an erneut zu dienen und uns durch den Morgen zu tragen. Zum Frühstück, zum Anlegen der Ritterrüstung für das Leben da draußen ...

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... bis hin zu dem Moment, an dem unsere Füße wieder in jenes Schuhwerk versenkt werden, das uns ins Arbeitsleben trägt, zu den Begegnungen auf der Straße und in den Lokalen. Jener Teil unseres Lebens, der die Exklusivität der eigenen vier Wände verlässt und auch unter fremden Blicken bestehen muss.

JULYA RABINOWICH floh als Siebenjährige mit ihren Eltern aus der damaligen UdSSR nach Wien. Nach ihrem Studium fasste sie rasch
als Autorin Fuß. Ihre Bücher „Spaltkopf“ (2008), „Herznovelle“ (2011) und „Dazwischen: Ich“ (2016) wurden mehrfach ausgezeichnet. Im Vorjahr erschien ihr zweiter Jugendroman „Hinter Glas“.