In Partnerschaft mit

Eigentlich ist ja der Regen ein Traumwetter. Nichts ist gemütlicher, als auf der Couch zu sitzen, einen Tee zu trinken und die Tropfen am Fenster zu beobachten. Alles fließt, die Natur freut sich – und wir haben es gut, drin im Haus. Nicht ganz so meditativ sehen das für gewöhnlich Kinder, zumindest nicht auf Dauer. Sie streiten in einer Tour, erklären alle zehn Minuten ihnen wäre fad und die Erwachsenen wünschen sich einen neuen Tag herbei, am besten den mit Sonnenschein.

Doch geht es bei der ganzen Sache viel weniger darum den Lagerkoller zu vermeiden, als um das Planen, und zwar gemeinsam mit den Kindern. Ums nicht befehlen. Ums auf sie einlassen. Es ist gar nicht das Wetter. Es ist die echte Zuwendung, was die Familie betrifft, das Zuhören und das Mitspracherecht – nicht umsonst „quality time" genannt.

Mit mehr Struktur zu Spaß und Spiel

Also es regnet nun schon eine ganze Weile und es war kein Ende abzusehen. Ein Plan musste her. Darum setzten wir uns am Freitagabend zusammen. Eltern und Kinder, zwei Buben mit 11 und 7 – und überlegten, was wir tun könnten am Wochenende.

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Die Voraussetzungen waren:

  • Irgendwas im Freien musste trotzdem dabei sein, es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung.
  • Die Erwachsenen durften Pausen haben, nur für sich.
  • Die Kinder durften eine Liste machen, was sie mit uns spielen wollten. Und eine Liste, was sie alleine spielen würden.
  • Kultur musste auch dabei sein.
  • Und ja, irgendwas mit Bildschirm durfte auch sein.
  • Jeder bekam ein Vetorecht für eine Sache.

Für zwei Tage sah unser Programm dann so aus:

  • Ein Spaziergang im Park (mindestens eine Stunde pro Tag)
  • Eine Ausstellung im Kunsthistorischen Museum
  • Mensch Ärgere Dich nicht, Mau Mau, Scrabble, Mühle, Backgammon, Krazy Words, Agent Undercover und Trivial Pursuit sollte gespielt werden mit den Eltern
  • Gravitrax und Lego wird von den Kindern alleine gespielt
  • Alle Lesen mindestens eine Stunde
  • Die Kinder helfen beim Tischdecken und beim Kochen
  • Pro Tag eine Stunde Bildschirmzeit (entweder Fernsehen oder irgendein Konsolenspiel) für die Kinder
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Weiße Spielwürfel mit Symbolen drauf

Bild: Ugo Mendes Donelli/ Unsplash

Die Vetos bezogen sich auf Schach, eine zweite Stunde spazieren gehen und Lesen wurde erhöht. Wir waren zufrieden und freuten uns auf das Wochenende. Klang doch alles super. Die Kinder waren stolz auf ihre neuen Rechte.

Lasst das Wochenende beginnen

Samstag früh standen die Kinder um 7.30 Uhr in voller Regen- und Gatschhosenmontur angezogen vor dem Bett und wollten spazieren gehen, damit sie es hinter sich hätten. Es folgte eine Diskussion darüber, ob man ein Veto gegen den Zeitpunkt auch einlegen durfte. Schließlich gaben sie auf und willigten ein, das Frühstück mit zuzubereiten, das galt auch gleich als Kochen helfen.

gummistiefel im Wasser

Bild: Markus Spiske/ Unsplash

Dann schlenderten wir gemütlich zum Markt, er war fast menschenleer wegen des Wetters. Die Kinder hüpften durch die Lacken. Wir kehrten in eine Konditorei ein und tranken heiße Schokolade. Zurück daheim eröffneten wir den Kindern die fantastische Nachricht, dass der Bummel als Spaziergang gegolten hat, also konnten wir den Punkt auch abhaken. Wir kochten, die Kinder spielten ganz gegen unser Regulativ alleine Mensch ärgere dich nicht. Nachdem sie sich so gestritten haben, wie es sich gehört und das Spiel durch das Wohnzimmer geflogen war, war Essenszeit.

Jetzt war Zeit für unsere gemeinsame Siesta, Lesezeit für alle. Ich versuchte, sie ein wenig auszudehnen, aber die Schlaumeier hatten sich einen Wecker gestellt. Schon ging es los. Alle Spiele wurden aus den Kästen gezogen und aufgebaut. Es war eine richtige Brettspielolympiade. Nach einer Weile läutete es an der Tür, die Nachbarskinder fragten, ob sie reinkommen durften. Ihre Eltern kamen nach. Jemand brachte Kuchen. Es wurde ein langer, lustiger Nachmittag, der mit einer Stopp-Tanz-Olympiade sein fulminantes Ende fand. Am Abend gab es einen Familienfilm und die Kinder waren schließlich so müde, dass es kein „Aber es ist doch Wochenende“ – Murren gab, als sie ins Bett geschickt wurden. Ich war erstaunt über den friedlichen Regentag, der sich so gar nicht gezogen hat. Wir hatten nichts anders gemacht, als sonst, außer, dass vorher ein paar Dinge besprochen wurden.

Dann war Sonntag. Es schien die Sonne, völlig ungeplant. Wir waren baff. Die Kinder waren traurig. „Und unsere schönen Spiele? Wie verbringen wir den Tag?“ fragten sie. „Genauso, wie geplant“, sagte ich.