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Geschwister sind wie Travel-Buddys unserer Kindheit. Sie bestreiten das Abenteuer Leben im besten Fall bis zuletzt an unserer Seite, auch, wenn das eine oder andere Faktum etwas anderes glauben lässt.

Geschwister streiten wirklich dauernd

Bis einer heult: Zwei- bis Neunjährige geraten etwa sechsmal pro Stunde aneinander. Warum? Weil einer etwas berührt, anschaut oder nimmt, was einem anderen gehört. Tatsächlich ist Eigentum bei 95 Prozent aller Streitigkeiten der auslösende Grund.

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  • Die gute Nachricht: Zankende Geschwister lernen dabei auch allerhand! Wird das jüngere Kind regelmäßig mit der emotionsgeladenen Sprache der Älteren konfrontiert, kann es sich bereits im Alter von sechs Jahren gleichberechtigt wie die Geschwister über Gefühle unterhalten. Und später, wenn alle auch eigene Freunde haben, werden die Konflikte in der Regel ohnehin weniger. (1,2)

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Zwillinge verstehen sich ohne Worte

„Bei eineiigen Zwillingen ist dieses Naheverhältnis allein schon genetisch bedingt und beginnt bei der optischen Ähnlichkeit“, weiß der Entwicklungspsychologe Dr. Harald Werneck. Die gegenseitige Schutz- und Bindungsfunktion kann so stark ausgeprägt sein, dass sie einander auch durch Gestik und Mimik lesen.

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Rund die Hälfte aller Zwillingspaare (egal ob ein- oder zweieiig) entwickelt zudem bereits in der frühen Kindheit eine Art Geheimsprache.

Werneck: „Diese sogenannte Kryptophasie, griechisch ein Mix aus ‚geheim‘ und ‚Sprache‘, ist zunächst nur die fehlerhafte Aussprache der eigenen Muttersprache. Weil sich die Zwillinge aber in derselben Entwicklungsstufe befinden und einander verstehen, ist die Chance groß, dass sich die Fehler verankern und zu einer exklusiven Sprache der zwei werden.“

Elterliche Konflikte stärken die Bindung von Geschwistern

Kommt es zwischen den Eltern regelmäßig zum Streit bzw. letztendlich zu einer Trennung, suchen Geschwister in erster Linie beieinander Halt. Der Grund: Die Konflikte befeuern ihre Verlustangst.(1)

Erstgeborene sind schlauer

Gut, so formuliert ist das wirklich schwer verdaulich (für jüngere Geschwister). Also sagen wir es lieber so: Die Wahrscheinlichkeit, dass Ältere etwas intelligenter sind, ist höher als jene, dass Jüngere etwas intelligenter sind. Dieser Unterschied ist allerdings verschwindend gering!

In dem zugrundeliegenden Experiment (3) wurden 241.310 Wehrpflichtige im Alter von 18 bzw. 19 Jahren auf ihren IQ getestet – das Ergebnis:

  • Erstgeborene kommen im Schnitt auf 103,2 Punkte,

  • Zweitgeborene auf 101,2 Punkte und

  • Drittgeborene auf 100.

Woran liegt es nun aber, dass Ältere ihre Ausbildung tendenziell mit einem höheren Abschluss beenden und sich für prestigeträchtigere Studien (und besser bezahlte Berufe) entscheiden? „Das Investment in sie war einfach größer“, erklärt Experte Dr. Werneck. „Die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern in den frühen Lebensjahren und die Tatsache, dass Große Kleine miterziehen (Stichwort Tutor- Effekt; Anm.) – beides fördert ihre kognitive Entwicklung.“

Dr. Harald Werneck ist Klinischer Psychologe und Assistenzprofessor am Institut für Psychologie der Entwicklung und Bildung an der Universität Wien. Sein Schwerpunkt sind familien- psychologische Themen wie zum Beispiel diverse Beziehungsformen und ihre Besonderheiten.

Quellen:

(1) Jeffrey Kluger, „The Sibling Effect: What the Bonds Among Brothers and Sisters Reveal About Us“, Riverhead Books, 2011

(2) Claire Hughes, „Social Understanding and Social Lives“, Psychology Press, 2011

(3) Studie von Petter Kristensen und Tor Bjerkedal, Universität Oslo, 2007