Wechseljahre positiv erleben: Was jetzt besser wird
Gynäkologin Sheila de Liz erklärt, warum die Wechseljahre kein Ende, sondern ein Neubeginn sind. Im idealfall mit neuer Energie, Selbstbewusstsein und Lust.

Illu: Rachel Katstaller
Die Wechseljahre stehen jeder Frau bevor, sie gehören natürlicherweise zum Leben dazu. Dabei bringt diese Lebensphase zwar viele Veränderungen mit sich, aber auch neue Stärke, Gelassenheit und Selbstbewusstsein. Das weiß auch Gynäkologin Dr. Sheila de Liz. Sie hat den Ratgeber „Woman on Fire“ geschrieben. Was die Expertin auch weiß: Frauenärzt:innen haben oft genauso wenig Ahnung von der Menopause wie ihre Patientinnen. Doch das wird jetzt anders. Denn die Wechseljahre, so de Liz auch in unserem Podcast, können wahrlich fabelhafte Jahre sein.
Wechseljahre: Welche Phasen gibt es?
Prämenopause. Der Hormonhaushalt der Frau verändert sich ab Ende 30 und sorgt dann bereits für leichte Veränderungen in der Befindlichkeit. Erste Beschwerden setzen ein paar Jahre vor Ausbleiben der Periode in der Prämenopause ein, mit etwa 40 Jahren. Ein Anzeichen für die Wechseljahre in der Prämenopause können zum Beispiel langanhaltende oder unregelmäßige Menstruationsblutungen sein. Die Gynäkologin weiß: „Nur weil frau noch menstruiert, heißt das nicht, dass sie noch nicht in den Wechseljahren ist.“ Anders gesagt: Mit Ende 30 beginnen Frauen in die Frühphase der Wechseljahre einzutreten.
Perimenopause. Der Übergang von der Prä- in die Perimenopause ist fließend. Die Expertin sagt: „Die Wechseljahre kann man am präzisesten mit der Perimenopause klassifizieren und die kann sieben bis zehn Jahre umfassen.“ Sie beginnt, wenn in den Eierstöcken keine Follikel mit befruchtungsfähigen Eizellen mehr reifen. Die Folge: Der Eisprung findet seltener statt und typische Wechseljahresbeschwerden setzen ein, wie eine trockene Vagina, Hitzewallungen, Hautbeschwerden, Depressionen (über die es immer zu reden lohnt), Herzrhythmusstörungen und – übrigens am häufigsten! – Muskel- sowie Gelenkschmerzen.
Menopause. Der Begriff, den wir häufig als Synonym für Wechseljahre verwenden, bezeichnet eigentlich nur einen sehr kurzen Abschnitt des Wechsels – die wenigen Tage der allerletzten Menstruation. Meist erleben Frauen die Menopause um ihren 50. Geburtstag herum. Ein Jahr nach der letzten Periode, also ein Jahr nach der Menopause, endet die Perimenopause. Dann beginnt die Postmenopause.

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Unwissen zum Thema Wechseljahre
„Die meisten Frauen haben keine Ahnung von den Wechseljahren, weil darüber nicht gesprochen wird und die Meinungen über die Wechseljahre veraltet sind“, sagt Gynäkologin de Liz. Dazu kommt: „Zur Facharztausbildung gehören die Wechseljahre nicht dazu.“ Frauenärzt:innen können sich über Fortbildungen entsprechendes Wissen aneignen, das ist aber kein Muss. Sprich: Nur jene, die sich dafür interessieren und eigenverantwortlich damit beschäftigen, wissen über die Wechseljahre der Frau Bescheid. Das führt leider dazu, dass auch Patientinnen oft schlecht informiert sind.
Wechseljahre: Das hilft gegen typische Symptome
Wenn Frau also bereits erste Symptome wie Gelenkschmerzen spürt und vermutet, es könne sich um die Wechseljahre handeln: Am besten das Thema bei Arzt oder Ärztin ansprechen und im Zweifelsfall einen Hormonspiegel machen lassen. „Damit kann man leicht feststellen, ob sich die Perimenopause bereits ankündigt. In den Wechseljahren ändert sich nämlich der Hormonspiegel“, weiß die Expertin.
Was bei einer trockenen Scheide zudem helfen kann, ist eine sogenannte Hormoncreme. Die Salbe mit einer sehr abgeschwächten Östrogensorte wirkt auf die Schleimhaut und macht die Haut der kleinen Schamlippen geschmeidiger. Das sorgt dafür, dass Frau wieder reibungslos Sex haben kann.
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Das wird besser in den Wechseljahren
Typischerweise kümmern sich Frauen früher im Leben viel um die Bedürfnisse anderer – ob Mann, Schwiegermutter oder Elternvorstand in der Schule – wir versuchen alle glücklich und zufrieden zu machen. „Das hängt mit unserem hormonellen Zustand zusammen, denn wir produzieren in unserer ersten Lebenshälfte viele sogenannte Versorgerhormone“, sagt Sheila de Liz. In den Wechseljahren verzieht sich dieser hormonelle Nebel – und viele Frauen stellen fest, sie wollen jetzt anders leben: „Ganz nach dem Motto: Ich habe mich die letzten 20 Jahre um alle anderen gekümmert – jetzt kümmere ich mich um mich selbst.“
Mehr Spaß am Liebesleben und neue Selbstsicherheit
Neu erleben sie zudem ihr Sexleben. „Frauen erleben eine sehr robuste Libido in den Wechseljahren und die Meinung anderer geht einem auf einmal am Hintern vorbei.“ So trauen sich Frauen im Wechsel eher, im Bett ihre Wünsche zu äußern. Außerdem machen sie sich weniger Sorgen um Cellulite oder hängende Brüste. „Viele Unsicherheiten aus den 20ern und 30ern verfliegen.“ Die Wechseljahre haben also durchaus auch gute Seiten.
Ein Tipp der Expertin:
Investieren Sie mit 30 in die richtigen Beziehungen. In den Wechseljahren sortiert man viel aus, deshalb sollte man dann die Menschen um sich haben, die einem guttun und Kraft geben.
Dr. Sheila de Liz
BUCH-TIPP: „Woman on Fire“ von Dr. med. Sheila de Liz. Alles über die fabelhaften Wechseljahre. Erschienen im Rowohlt Polaris Verlag.

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