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Die Zeit kann trügerisch sein. Auch wenn man womöglich den ganzen Tag daheim ist und sich denkt, man macht heute noch Bewegung: So schnell kann man gar nicht schauen, liegt man schon wieder im Bett und es ist Schlafenszeit. Es helfen manchmal Überrumpelungsstrategien, wie Wecker stellen und Selbstmotivationssprüche wie: Es gibt erst einen Kaffee, bis drei Runden um den Block gelaufen wurden. Aber dann ist man netter zu sich, als man sollte, und die Tage gehen so dahin, ohne dass die Muskeln bewegt wurden.

In einem solchen Zustand der Nettigkeit stieß ich auf eine App namens „Seven“. Sie versprach, mit sieben Minuten gewisser Turnübungen täglich fit, vital und gut drauf zu sein. Sieben Minuten nur.

Was war zu tun?

Immer 30 Sekunden Übung mit 10 Sekunden Pause:

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  • Hampelmann, Wandsitzen, Liegestützen, Sit-ups – also Bauchpressen, dann Auf-den-Sessel-Steigen und wieder herunter, dann Trizeps-Dips, also verkehrt sich am Sessel abstützen und rauf- und runterstützen.
  • Danach Planke – das berühmte Planking, wo sich der Körper nur auf die Zehen und die Unterarme aufstützt, dann Auf-der-Stelle-Laufen, aber so, dass die Knie hochschleudern. 
  • Es folgten noch Ausfallschritte, dann Liegestütze mit Drehung auf die Seite, eine Hand nach oben.
  • Und zum Abschluss seitliche Planke. Je 15 Sekunden. Und dann waren sieben Minuten um.

Tag 1

Der erste Versuch war fulminant. Ich war sehr stolz auf mich, dass ich alle Übungen ohne jede Kondition erledigen konnte wie nichts. Ich war wohl ein energetisches Wunder. Na ja, das Planking war ein wenig wellig und die Sit-ups waren schon eher nur an einer Hand zählbar, aber immerhin.

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Der erste Versuch war fulminant. Ich war wohl ein energetisches Wunder.

Tag 2

Am nächsten Tag in der Früh rief ich nach meinem 11-jährigen Sohn. Er musste mir aus dem Bett helfen. Es gab keinen Muskel, der mir nicht weh tat. Es war unglaublich. Verdammte App, das auch noch! Ich war fertig.

Mein 11-jähriger Sohn musste mir am nächsten Tag aus dem Bett helfen.

Trotzdem, es überkam mich der eigenartige Ehrgeiz, es noch einmal zu versuchen. Denn es fühlte sich trotzdem gut an, diese Übungen zu machen. Ich begann die App wieder zu starten, diesmal im Beisein der Kinder, die wiehernd ihre Mutter dabei beobachteten, wie sie es zu null (in Zahlen: 0) Sit-ups brachte.

Tag 3–14

Der Tag darauf war auch nicht viel erfolgreicher, die Übungen waren mühsam, alles tat weh. Doch was war das? Ich schlief auf einmal gut. Na immerhin. Ein paar Tage darauf stellte ich fest, dass ich weniger schnaufte. Stück für Stück bekam mein Körper das zurück, was früher trainierter war. Es war also leider so banal, wie es eben war: Ich musste regelmäßig turnen, nur sieben Minuten, um ein anderes Leben zu bekommen.

Tag 14–28

Nun, nach ein paar Wochen stelle ich eine bessere Haltung an mir fest, innerlich wie äußerlich. Die Kinder lachen nicht mehr gar so arg über mich, und die Sieben-Minuten-App gehört zu einem netten Morgenritual der Familie. Mein Planking ist immer noch erbarmungswürdig, aber doch: Die Arme definieren sich, und wer weiß, vielleicht traue ich mich doch irgendwann, die eine Kiste aufzumachen, in der die Hosen drin sind, die so gar nicht mehr zugehen wollten in den letzten Monaten. Mit nur sieben Minuten am Tag.

Zusatz

Meine Kinder haben diesen Text gelesen und zwingen mich dazu, zu betonen, dass meine Sit-ups immer noch die größere Katastrophe sind als mein Planking. Hier ist so viel Liebe.