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Sprechen, Kauen, Schlucken, Schmecken: Unsere Zunge unterstützt uns motorisch und in der Wahrnehmung. Überzogen von einer Schleimhautschicht enthält sie Geschmacksknospen und lymphatisches Gewebe, das für unsere Immunabwehr zuständig ist. Tagtäglich ist sie diversen Einflüssen ausgesetzt: Nahrung, Bakterien und Co.

Die Zunge in der ayurvedischen Medizin

In der ayurvedischen Medizin wird dieser starke Muskel, der als Verlängerung des Magen-Darm-Traktes betrachtet wird, zur Einschätzung des Gesundheitszustandes herangezogen, um diverse Dysbalancen zu erkennen. Dabei wird der Zungenbelag und seine Zusammensetzung (ausgeschiedene Abfallprodukte und Giftstoffe) betrachtet und analysiert. Werden diese Rückstände und Bakterien entfernt, würde dies der Gesundheit zuträglich sein, und die tägliche Reinigung hätte einen positiven Effekt auf die Verdauung.

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Wichtig ist: Auch die Bakterien im Mund müssen in Balance sein

Martin Jurek, Facharzt für Hals-, Nasen und Ohrenerkrankungen in Wien, ist Schulmediziner und sieht die Sache pragmatischer. Weißer Zungenbelag sei grundsätzlich völlig normal. Mehr davon hätten beispielsweise Raucher, Kaffee- und Teejunkies: „Jeder Mensch hat im Mund Bakterien. Wichtig ist nur, dass die guten in der Überzahl sind.“

Jeder Mensch hat im Mund Bakterien. Wichtig ist nur, dass die guten in der Überzahl sind.

Martin Jurek, Facharzt für Hals-, Nasen und Ohrenerkrankungen in Wien

Es könne allerdings in Ausnahmesituationen zu einem pathologischen Belag kommen. Etwa nach einer Antibiotika-, Chemo- oder Strahlentherapie, oder nach einem schweren Infekt – immer, wenn das Immunsystem geschwächt ist. „Dann können Entzündungen oder Pilze entstehen, wie etwa die sogenannte Himbeerzunge bei Scharlach.“

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Bürsten gegen Zungenbelag

Manche Menschen sind aber auch wegen, eines aus Sicht des Schulmediziners, völlig unauffälligen Zahnbelages beunruhigt. Auch solche, die angeborene Längs- und Querfuchen oder landkartenartige Zungenflecken haben, was zwangsläufig mehr weißen Zungenbelag verursacht. Sie würden Rat suchen – oft auch aus ästhetischen Gründen.

Jurek: „In solchen Fällen empfehle ich, die Zunge von hinten nach vorne, mit einer harten Zahnbürste eine Minute lang zu bürsten.“ Auch Tabletten zur Verbesserung des Bakterienklimas oder Gurgeln mit einem probiotischen Joghurt kann beruhigend wirken. Medizinisch notwendig ist es allerdings vordergründig nicht.

Schaben gegen Mundgeruch

Manche Experten gehen davon aus, dass Mundgeruch im Mundraum durch bestimmte Bakterien entsteht und nicht im Magen: Flüchtige Schwefelverbindungen werden dafür verantwortlich gemacht. Eine Zungenreinigung sei hier von Vorteil, außerdem würde man als Nebeneffekt die Sensibilität der Geschmacksknospen stärken. Jurek dazu: „Die Literatur besagt hier Widersprüchliches. Es ist mehr eine Gefühlssache.“

Also ausprobieren und selbst herausfinden, ob der Zungenschaber etwas am „Mundgefühl“ verändert …