In Partnerschaft mit

Neulich meinte meine Mutter zu mir: „Du wirst schon wissen, was du tust. Du bist erwachsen und bei klarem Verstand, was soll ich da groß sagen?“ Das ist die oberösterreichische Art, um zum Ausdruck zu bringen: „Natürlich mache ich mir Sorgen, wenn du wieder auf Weltreise gehst. Aber ich liebe dich und vertraue dir.“ Mit Emotionen tut man sich bei mir daheim manchmal schwer. Doch mit einer Sache hat meine Mutter absolut ins Schwarze getroffen: „Du bist bei klarem Verstand.“ Ja, bin ich. Ich habe das Gefühl, ich war nie klarer.

Die Euphorie hielt genau drei Monate lang

Ende 2016 bin ich von meiner ersten Weltreise nach Hause gekommen. Nach einem Jahr durch 16 Länder, ohne eigenes Bett und mit Stopps an den schönsten Stränden der Welt war ich glücklich bis zum Anschlag – aber auch froh, endlich nicht mehr anonym zu sein. Zurück in Wien hatte ich plötzlich wieder eine Vergangenheit und Freunde, die mich länger als ein paar Wochen kannten. Die Euphorie darüber hielt genau drei Monate lang. Dann schlich sich das Fernweh in mein Leben zurück: Das Vertraute begann mich zu langweilen, ich wollte wieder raus, mit den vielen unbekannten Faktoren jonglieren, die einem so eine Reise und das Leben entgegenwirft. Doch was tun? Klar, erst mal arbeiten wie eine Verrückte und jeden Cent sparen. So ein Traum finanziert sich nicht von selbst, und eine reiche Familie oder ein Aktiendepot besitze ich nicht. Aber dann? Es dämmerte mir: Würde ich noch mal losziehen, müsste ich anders reisen, sonst würde ich automatisch heute mit damals vergleichen. Und das macht alles kaputt.

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Ungewissheit, aber keine Angst

Jetzt stehe ich da, mit 23 Kilo Gepäck und einem One-Way-Flug nach Bangkok. Beim ersten Mal bin ich mit 29 Kilo und einem bis zur letzten Station durchgebuchten Weltreiseticket los (so viel zu „Ich will nicht vergleichen“). Dass ich nur ein paar Stopps auf dieser Reise fixiert habe und der Rest noch völlig offen ist, macht mir keine Angst. Wie meine Mutter schon feststellte: Ich bin klar im Kopf. Wobei: Es ist nicht der Kopf, der aufgeräumt ist, es ist das Herz. Das schlägt ganz ruhig und zufrieden.

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Und schickt mich erst mal für zehn Tage zum Meditieren in ein thailändisches Kloster. Ein bisschen nach innen schauen, Ordnung schaffen nach der Wohnungsauflösung in Wien, dem letzten Arbeitstag im Büro, dem ständigen Social-Media-Gedöns.

Mit den Händen arbeiten

Und dann? Will ich mit den Händen arbeiten und in der Natur sein, das will ich schon ganz lange. Im Dreck wühlen, kochen, was der Gaumen nicht kennt, was Angreifbares schaffen. Dafür geht es nach Vietnam, nach Hawaii und später auch nach Südafrika, wo ich einen Grundkurs zur Safari-Rangerin mache und hoffentlich lerne, wie man Löwen und den Sternenhimmel liest.

Zugegeben, diese drei Destinationen liegen jetzt flugtechnisch nicht wirklich sinnvoll nebeneinander, aber ich gehe dorthin, wo ich gegen Kost & Logis ein bisschen arbeiten und neue Erfahrungen sammeln kann. In Vietnam soll ich in einem Hotel mithelfen, auf Hawaii gärtnern. Vielleicht muss ich auch Toiletten putzen, ich werd’s überleben. Es kann auch ein schönes Gefühl sein, wenn der Lokus wieder strahlt und blitzt.

Was ich brauche, kann man nicht kaufen. Man kann es nur finden.

So weit der Plan. Ich bin gespannt, was das Leben dazu meint. Und hoffe, viele Weisheiten am Wegesrand zu finden. Meine heutige: Man braucht weniger, als man denkt – immer. Gerade eben habe ich den Koffer noch mal aufgemacht und das Kleid, das irgendwie zu schick ist fürs Löwenbeobachten und fürs Gärtnern, rausgenommen. Ich brauche es nicht. Was ich brauche, kann man nicht kaufen. Man kann es nur finden.

Wir lesen uns wieder in Bangkok. Bis dann.