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Während ich diese Zeilen schreibe, spüre ich, wie es mich überkommt. Wie ein plötzlicher Grippeanfall: Die Glieder werden schwer, der Kopf merkwürdig leer, ein Anflug von Melancholie macht sich bemerkbar. Alles zieht nach unten, und obwohl es draußen heiß ist, fröstelt es mich ganz leicht. Die Buchstaben am Bildschirm verschwimmen. Ich will nicht mehr kommunizieren, jeiere herum – genervt und reizbar. Ich bin müde! Todmüde!

Person mit Tattoo im Bett

Bild: Elizabeth Lies/Unsplash

Während ich diese Zeilen schreibe, spüre ich, wie es mich überkommt. Ich bin müde! Todmüde!

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Dieses Ringen mit Hypnos, dem Gott des Schlafes (sein Zwillingsbruder ist übrigens Thanatos, der Gott des sanften Todes – das sollte uns zu denken geben) ist ein unliebsames tägliches Ritual, jeden Nachmittag gegen halb vier. Klar könnte ich mir jetzt noch einen Espresso reinstellen oder etwas Süßes, das mich kurzfristig aufputscht. Oder die von meinen Blog-Kolleginnen empfohlenen Atem- oder Sportübungen praktizieren. Frische Luft schnappen.

Schlafende Frau

Bild: Katja Stuckrath/Unsplash

Ohne meine Siesta bin ich es einfach nicht 20 Minuten sind ideal. Alles, was länger dauert, versetzt mich in eine Art Jetlag.

Tue ich aber nicht. Ich gehe schlafen, wenn möglich. Denn ohne meine Siesta bin ich es einfach nicht: 20 Minuten sind ideal, eine Stunde geht gerade noch. Alles, was länger dauert, versetzt mich in eine Art Jetlag des kleinen Mannes. Und das liegt schlicht und ergreifend daran, dass ich seit circa zwei Jahren jeden Morgen gegen 5.30 Uhr aufwache.

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Der Schlaf-Komplex

Ein langer, tiefer Schlaf ist wie ein Sechser im Lotto. Alle wollen ihn. Kaum einer kriegt ihn. Dabei war schlafen doch mal so einfach. Als Kind natürlich, aber vor allem als Teenager, wenn Wachstumsschübe und erste Räusche dazu befähigten, bis in den Nachmittag komatös im Bett liegen zu können.

Ein langer, tiefer Schlaf ist wie ein Sechser im Lotto. Alle wollen ihn. Kaum einer kriegt ihn.

Aber dann kommt das Erwachen mit dem Erwachsensein – und plötzlich hat jede(r) Schlafstörungen. Und die verbessern sich nicht gerade, wenn man dauernd vermittelt bekommt, wie unglaublich wichtig es für Körper und Geist sei, mindestens acht Stunden störungsfrei zu ruhen. Ohne Lichteinfall. Ohne Smartphone. Ohne Elektrosmog.

Schlafender Mann

Bild: Tyler Nix/Unsplash

Das macht ordentlich Druck, wenn nicht gar einen Schlaf-Komplex. Man fühlt sich schuldig, dass man eines der angeblich einfachsten Dinge nicht zusammenbringt. Und kann deswegen erst recht nicht ein- bzw. durchschlafen.

„Me-Time“ am Morgen

Seitdem ich an der berühmten „senilen Bettflucht“ leide – ungefähr zu meinem 40. Geburtstag ging es los – habe ich geforscht und recherchiert wie eine Doktorandin, um das Geheimnis der perfekten Nachtruhe zu lösen: Warum wache ich auf? Liegt es an den Hormonen? Meiner Schilddrüsen-Unterfunktion? Plagt mich etwas auf der Seele? Oder auf der Blase?

Seit ich 40 bin leide ich an ‚seniler Bettflucht‘, und ich frage mich Plagt mich etwas auf der Seele? Oder auf der Blase?

Meckert ein Organ? Sind es die Katzen, die ich unterbewusst wahrnehme? Der Kerl, den ich eh schon aufs Sofa verbanne, um tiefer schlafen zu können? Treibe ich doch zu wenig Sport? Hänge ich abends zu viel auf Facebook herum? Esse ich zu spät? Ist das Verdunkelungs-Rollo nicht dunkel genug? Sind die Elektrogeräte abgeschaltet? Wahnsinn! Schlafen ist stressig!

Wahnsinn! Schlafen ist stressig!

Aber ich geb’s zu, bei all dem Gejammere: Ich habe mich mit der Situation angefreundet. Also zumindest mit dem Frühaufstehen. Der Morgen hat schon seinen ganz besonderen Charme, vor allem wenn man den Luxus eines kleinen Gartens besitzt. Morgens – das ist irgendwie „Me-Time“.

Ich habe mich mit der Situation angefreundet. Also zumindest mit dem Frühaufstehen.

Da gönnt man sich ein Ritual, gibt sich Zeit – die man ja auch hat, weil kaum jemand anderer so früh auf den Beinen ist. Keine Mails, keine Telefonate – meistens sitze ich spätestens um sieben Uhr am Computer und arbeite ab, was an einem Nachmittag nie möglich wäre. Extrem effektiv und konzentriert. Bis ca. 15 Uhr. Dann baue ich ab. Und wenn ich gegen 15.30 Uhr nicht mein Schläfchen bekomme, werde ich unleidig. An eine Abendgestaltung ist dann nicht zu denken, denn gegen 22 Uhr drückt es mir die Äuglein zu. Hypnos kommt vorbei.

Ich glaube ganz, ganz vielen Menschen geht es genau so. Manche müssen nicht an einem Stück schlafen. So wie ich.

Und ich glaube ganz, ganz vielen Menschen geht es genau so. Manche müssen nicht an einem Stück schlafen. So wie ich – die Etappen- oder Zwei-Phasen-Schläferin. Manche schon. Manche kommen mit fünf Stunden prima aus, ohne fahrig oder krankheitsanfällig zu werden. Andere sind unbrauchbar, wenn sie nach Mitternacht ins Bett kommen. Das Geheimnis des perfekten Schlafes wurde bis heute nicht gelüftet – weil es nicht existiert.

Das Geheimnis des perfekten Schlafes wurde bis heute nicht gelüftet – weil es nicht existiert.

Ich habe jetzt übrigens diesen Beitrag doch fertig geschrieben – und kein Nappie genossen. Dafür ist er gar nicht schlecht geworden. Aber gegen 22 Uhr heute Abend wird es finster für mich werden.