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Richtig zu gehen heißt, ökonomisch zu gehen. Gemeint ist eine energiesparende Gangart, bei der die einzelnen Gliedmaßen aufeinander abgestimmt werden, um ein harmonisches Miteinander zu finden. Arbeiten sie gut zusammen, werden sie gut durchblutet. Das wiederum regt den Kreislauf an und hilft, Blockaden zu lösen. Und weil Gehen und Handeln untrennbar miteinander verbunden sind (das wussten schon die gehenden Philosophen im antiken Griechenland, die sogenannten Peripatetiker, die im Gehen grübelten und im Stehen ihre Gedankenflüsse konkretisierten), wirkt sich dieses Wohlgefühl prompt auf unser Tun und Sein aus.

„Gehen ist die direkte Verbindung zum Leben“, sagt die Schauspielerin, Autorin und Trainerin für Haltung und authentische Kommunikation Andrea Latritsch-Karlbauer, und zwar im Wechselspiel. Sie erklärt das so: „Zuerst denken wir, dann reagiert der Körper mit der jeweiligen Haltung. Umgekehrt ist es aber auch möglich, durch die Änderung der Haltung aus Gedankenmustern auszusteigen und uns neu zu positionieren. Haltung ist Positionierung.“ Von innen nach außen, von außen nach innen – dieser Zusammenhang wird von Hirnforschern und Psychologen unter dem Begriff „Embodiment“ untersucht.

Was bedeutet Embodiment?

Der Ausdruck bedeutet auf Deutsch „Verkörperung“ und bezeichnet
in der Wissenschaft das Phänomen der Wechselwirkung zwischen Körper und Geist. 1988 ließ Sozialpsychologe Fritz Strack an der Universität Mannheim Probanden einen Bleistift quer in den Mund nehmen. Dadurch hoben sich automatisch und unbewusst ihre Mundwinkel – mit verblüffender Wirkung: Die Probanden fanden eine Reihe von Cartoons mit Stift im Mund deutlich lustiger als ohne. Das zeigt, dass uns unbewusstes, vielleicht sogar ungewolltes Lächeln fröhlicher stimmt!

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Weitere spannende Erkenntnisse der Forschung: Jemand, der auf einer Rolltreppe nach oben fährt, zeigt mehr Mitgefühl als andersherum (Höhe symbolisiert demnach Tugendhaftigkeit); Menschen mit einer warmen Tasse in der Hand sind freundlicher zu ihrem Gegen- über als jene mit einer kalten Tasse (Das Gehirn interpretiert die Wärme des Heißgetränks als emotionale Wärme).

Erdig, nicht esoterisch

Andrea Latritsch-Karlbauer geht dem Phänomen mithilfe ihrer „AnLaKa“-Methode auf den Grund. Die steht nicht nur für ihren Namen, sondern vor allem für die drei Werkzeuge Analyse, Lachen und Karikatur. Dabei lernen Teilnehmer ihrer Workshops, Augenmerk auf ihre Haltung, Körperspannung, Stimmqualität, Lebenspositionierung und Handlungsweise zu legen. „Und wer sich selbst erkennt und lernt, auch über sich selbst zu lachen, hat die Chance, über das Lösen von Spannungen und Schonhaltungen seine Authentizität wiederzuerlangen.“

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Und wer sich selbst erkennt und lernt, auch über sich selbst zu lachen, hat die Chance, über das Lösen von Spannungen und Schonhaltungen seine Authentizität wiederzuerlangen.

Andrea Latritsch-Karlbauer, Schauspielerin, Autorin und Trainerin für Haltung und authentische Kommunikation

Um Körper und Psyche in dieser Dynamik die gleichen Chancen einzuräumen, ist es wichtig, unsere Haltung vor jedem Losgehen auf mögliche Programmierfehler (als Folge unserer Erziehung, unseres Lebenswandels, unserer Lebensgeschichte, Denk- und Handlungsweisen) zu überprüfen und bei Bedarf neu aufzusetzen. Neu im Sinne von neuerlich, denn unser Körpergedächtnis vergisst nicht. Alle gesunden Informationen sind in den Zellen gespeichert, wir brauchen sie nur mithilfe gezielter Impulse abzurufen. Das ist ebenso einfach wie großartig, weil es bedeutet, dass jeder richtig gehen kann. Und wer richtig geht, schöpft aus dem Vollen seiner Persönlichkeit, steigert seine Lebensqualität und kitzelt vielleicht sogar verloren geglaubte Ressourcen wie Humor, Kreativität oder Spontaneität wieder wach. Andrea Latritsch-Karlbauer: „Das Schöne an dieser Optimierung ist, dass sie nichts mit Manipulation zu tun hat. Es geht nicht darum, bestimmte Bewegungen einzustudieren, um sie im passenden Moment aus dem Hut zu zaubern. Die Balance ist der natürlichste Zustand des Körpers, aus dem heraus sich jeder Mensch individuell entfalten kann.“ Esoterisch sei daran nichts, ganz im Gegenteil: Es fällt das Wort „erdig“.

Die Balance ist der natürlichste Zustand des Körpers, aus dem heraus sich jeder Mensch individuell entfalten kann.

Andrea Latritsch-Karlbauer

Richtig gehen: Die Füße geben Initialzündung

Bewusstes richtiges Gehen ist ein Zu-sich-Kommen, es schafft eine Verbindung zur eigenen Entscheidungskraft, zum eigenen Selbstbewusstsein. Den ersten Schritt in die richtige Richtung machen übrigens schon Embryos im Mutterleib: Etwa ab der 20. Schwangerschaftswoche suchen sie mit ihren Füßen einen Untergrund, um sich abzustoßen. Sie tasten sich bis zur Gebärmutter vor und gehen schließlich auf ihr „spazieren“. Die Initialzündung für die Bodenhaftung, nach der wir uns alle so sehnen, geben also die Füße. „Sie sind das Fundament“, so die Expertin. „Wackelt das Fundament, wackelst auch du. Und zwar nicht nur körperlich, sondern auch als Persönlichkeit mit all deinen Entscheidungen.“ Mit beiden Beinen fest im Leben zu stehen zahlt sich daher gleich doppelt aus.