10 Jahre länger leben mit Tennis? Das ist wirklich dran!
Kann Tennis das Leben verlängern? Die Forschung sagt: Ja. Warum gerade Schlägersportarten so gesund sind, klären wir mit Sportmediziner Dr. Ulrich Lanz.

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Stell dir vor … es gebe einen Sport, der dir im Schnitt fast zehn Lebensjahre extra schenkt. Klingt zu gut, um wahr zu sein? Die Wissenschaft sagt: Tennis schafft das! Und gleich zwei Studien stützen diese Aussage: Die Copenhagen City Heart Study, eine dänische Langzeituntersuchung mit über 20.000 Teilnehmern, kam zum Ergebnis, dass diejenigen, die regelmäßig Tennis spielen, im Schnitt um 9,7 Jahre länger leben.
Bei Badminton waren’s immerhin noch 6,2 Jahre, während Fußballspielen nur 4,7 Jahre extra brachte – und Sportarten wie Radfahren (3,7 Jahre), Schwimmen (3,4 Jahre) und Joggen (3,2 Jahre) überhaupt deutlich weniger. Auch eine britisch-schottische Analyse mit rund 80.000 Teilnehmern sah Tennis, Squash und Badminton als klaren Sieger: All diese Schlägersportarten senkten die Gesamtsterblichkeit um 47 %, während Schwimmen das Risiko nur um rund 28 % senkte.
Aber warum ausgerechnet Tennis? Was ist das Besondere an diesem Sport, dass er uns so viel länger leben lässt – zumindest, sofern man regelmäßig spielt, also rund zwei Mal die Woche? Für den Wiener Sportorthopäden Dr. Ulrich Lanz, der auch Daviscup-Teamarzt und Turnierarzt der Erste Bank Open ATP 500 ist, können dafür vier wesentliche Faktoren herangezogen werden:
1. Herztraining durch Tempowechsel
„Tennis wirkt wie ein High-Intensity-Intervalltraining“, sagt Dr. Lanz. Der ständige Wechsel aus Belastung und kurzen Pausen bringt das Herz-Kreislauf-System effektiv in Schwung. „Man kann sich nicht ‚verstecken‘ oder phasenweise langsamer machen. Der direkte Ballwechsel zwingt zur Aktivität. Das ist der große Unterschied zu Joggen, Radfahren oder sogar Fußball.“
2. Tennis verbindet – auch wenn man gegeneinander spielt
Tennis ist Duell und Dialog zugleich. „Selbst auf Top-Niveau ist immer wieder zu beobachten, dass sich die Gegner gegenseitig Respekt für einen tollen Schlag zollen“, so der Experte. „Das gibt’s bei anderen Sportarten kaum.“ Dazu kommt: Sozialer Austausch – und das ist Tennis, weil man’s eben nicht alleine spielen kann – gilt generell laut Altersforschung als wichtiger Pfeiler für Langlebigkeit.
3. Tennis ist gut für mentale Stärke und Disziplin
Tennis schult aber auch den Fokus. „Wer sich über den letzten Punkt ärgert, verliert oft den nächsten auch,“ so Lanz. Obendrein fördert der Sport fördert die Disziplin, vor allem was einen gesundheitsbewussten Lebensstil betrifft. „Die zwei Bier oder den Schweinsbraten vom Vorabend merkt man sofort am Platz – in Form von schlechterer Leistung.“
4. Tennis trainiert die Neuronenvernetzung
Tennis fordert das Gehirn auch im dreidimensionalen Raum. „Hände, Füße, Augen – alles arbeitet zusammen. Man muss gleichzeitig laufen, schlagen, den Ball im Blick behalten, Entscheidungen treffen“, sagt Dr. Ulrich Lanz. Dieser Mix aus Reaktionsfähigkeit, Hand-Augen-Koordination und Multitasking lässt neue Verbindungen in den Nervenzellen entstehen, vorhandene Netzwerke werden gestärkt. Das Gehirn bleibt fix und flexibel, in jedem Alter. „Ich kenne 80-Jährige, die noch immer in ihrer Liga Meisterschaft spielen.“
Aber bei all den Vorteilen von Tennis: Was ist mit der Verletzungsgefahr? Sportorthopäde und Tennis-Experte Dr. Lanz sieht die Sache entspannt: „Hauptsache, man macht überhaupt Bewegung. Wichtig ist beim Tennis natürlich, die richtige Technik zu erlernen. Ebenso darf man nicht auf konsequentes Aufwärmen sowie Dehnungsübungen nach dem Training vergessen, vor allem für die Schulter. Und auch der Untergrund spielt eine Rolle: Sandplätze sind z.B. gelenkschonender als harte Asphaltbeläge“. Die Erklärung dahinter: Wenn man auf Sand abrupt stoppt – was beim Tennis durchaus üblich ist – rutscht man erst ein paar Zentimeter, bevor man wirklich stehen bleibt. Das heißt, die Bremskräfte werden besser verteilt.
Fazit: Tennis macht nicht unsterblich. Aber fast zehn Jahre extra sind ein Argument, das schwer zu schlagen ist. Zumal sowohl das Herz als auch das Hirn und die sozialen Fähigkeiten gleichzeitig trainiert werden. Und das beste: Man muss nicht mal gewinnen, um davon zu profitieren.

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