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Setz dich einfach hin und beginne Texte zu schreiben. Schreib drauflos – Sich hinsetzen und schreiben. Das ist alles. Wirklich. Schreiben, schreiben, schreiben, was dir gerade in den Sinn kommt. Das kann die Angst vorm Zahnarztbesuch morgen sein, der schlecht schreibende Kugelschreiber, das überzogene Konto, dass dein Tee gerade die perfekte Trinktemperatur hat oder du gerade müde wirst.

Gib deine Sorgen ans Papier ab – Zehn Minuten schreiben, ohne Nachdenken, ohne Reflektieren und vor allem ohne Absetzen, ist wie Minidetox fürs Gehirn. Alles, was dich beschäftigt, alle Sorgen und Zweifel, Pläne und Hoffnungen, alle Gedanken fließen durch die Hand und den Stift auf das Papier. Dort sind sie – zumindest bis morgen früh – viel besser aufgehoben als in deinem Kopf.

Drei Gründe, warum Schreiben jetzt guttut

. Keine Chance für Gedankenkreisel

Siebenundzwanzigmal kreisen die Gedanken in deinem Kopf? Auf dem Papier tun sie das nicht! Klar kann man auch im Kreis schreiben, verfängt sich auch hier in Schleifen, kommt wieder zum selben Punkt – aber die Chancen stehen gut, dass dies nur zwei-, dreimal passiert. Denn schreibend können wir Grübeleien leichter loslassen, wir sind automatisch strukturierter und drehen weniger Runden.

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. Schreiben reinigt

Auch Wutreden tun gut. Wenn am Ende des Tages in deinem Notizbuch steht: „Erwin ist ein emotional zurückgebliebener Vollidiot mit der geistigen Reife eines Tischbeins“, hat das seine Berechtigung. Was rausmuss, muss raus. Besser, du schreibst eine Liste mit allen Schimpfwörtern, die dir einfallen, als du frisst Wut in dich hinein, wo sie dann irgendwann deiner Gesundheit schadet.

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. Freu dich auf Aha-Erlebnisse

Nicht immer führt das Schreiben von Texten zu einer Erkenntnis. Muss es auch nicht. Doch je öfter du es tust, desto schneller baut sich beim Schreiben die Verbindung zu deinem Unbewussten auf. Dabei landen mitunter neue Erkenntnisse, neue Wahrheiten auf dem Papier. Häufiger Effekt: Dinge werden anders gewichtet. Was man für ein großes Problem hielt, wird oft ganz klein – und man merkt, Moment mal, eigentlich geht es um etwas ganz anderes ...

Wieso funktioniert das eigentlich?

Text schreiben

Bild: Karin Hackl

Angst, Sorgen oder Stress verpassen uns eine Art Tunnelblick, der uns nur noch unsere Probleme sehen lässt. Dieser „Fehlerfokus“ ist eine Spezialität der linken Gehirnhälfte, die wir dringend benötigen, um nach Lösungen für unsere Probleme zu suchen. Evolutionär gesehen ist das extrem sinnvoll: Unsere Vorfahren mussten hunderttausende Jahre lang jeden Tag Aufgaben lösen, die über Leben und Tod entschieden: „Was knackt denn da im Gebüsch?“

Die Kernkompetenz der rechten Gehirnhälfte wiederum ist die Fähigkeit, das große Ganze zu sehen, den Überblick zu behalten, Dinge richtig einzuordnen, vielleicht manches nicht gleich sooo ernst zu nehmen. Das wäre in echten Gefahrensituationen überlebenstechnisch jedoch eher hinderlich gewesen. Daher prägt in fordernden Momenten die linke Gehirnhälfte unseren Blick auf die Welt.

Heute ist gottlob vieles anders. Hunger, Kälte und Säbelzahntiger bedeuten nur noch in Ausnahmefällen Lebensgefahr. Stattdessen plagen uns Sorgen, die das Leben nur selten gefährden, es einem aber durchaus vermiesen können. Und genau hier kann die Fähigkeit, das große Ganze zu überblicken – also die Kernkompetenz der rechten Gehirnhälfte –, behilflich sein. Sie kann uns Gelassenheit schenken und lädt ein, Dinge zu relativieren.

Doch was tun, um diese Fähigkeit ins Spiel zu bringen? Wir müssen die Evolution ein wenig austricksen. Und genau das geschieht, wenn wir zu Stift und Block greifen. Durch das Schreiben von Texten wecken wir unsere Kreativität, unser Selbst findet seinen Ausdruck. All das aktiviert die rechte Gehirnhälfte. Und wenn uns das Wechselspiel zwischen Fehlerfokus und Überblick, zwischen rechter und linker Gehirnhälfte gelingt, fühlen wir uns wieder in Balance.