In Partnerschaft mit

Langsam, ganz langsam betrete ich die Küche. Eine furchtbare Vorahnung nagt sich in mein Gehirn, während ich mich ihm vorsichtig nähere: ihm, diesem Ort der Schmach, diesem Waterloo all meiner Bemühungen – dem Geschirrspüler!

Noch könnte ich zurück, könnte ihn schlichtweg nicht anfassen, nicht seine Tür in die alles enthüllende waagrechte Stellung bringen. Bereits der Gedanke daran, treibt mir Schweißperlen auf die Stirn ... Unwissen ist Segen, heißt es. Ob ich die Angelegenheit einfach auf sich beruhen lassen soll? Doch es ist sinnlos, mir etwas vorzumachen. Jeder – sogar mein innerer Schweinehund – weiß, dass ich es tun werde. Dass ich nicht widerstehen kann, mir die schmerzhafte Bestätigung zu holen, recht zu haben.

Ich erspare Ihnen die Einzelheiten, nur so viel: Eine Pfanne gehört nicht in den Geschirrspüler. Und Messer sollten immer – immer! – mit der Schneide nach unten in den Besteckkorb gestellt werden. Das obere Fach gleicht einem Schlachtfeld: Waterloo, 1815; ich erwähnte es bereits. Verwirrte Gläser, die keinen Halt finden, liegen trübe und hilflos zwischen den Kunststoffstreben.

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Wundert es Sie, dass das Einräumen des Geschirrspülers oftmals zu Konflikten in Ehen führt? Bei uns ist das so: ICH HABE EIN SYSTEM. Meine Frau – nicht! Wie kann man nur so gefühllos gegenüber den unschuldigen Porzellankindern sein? Natürlich halte ich es nervlich nicht aus. Ich schlichte alles noch mal um, und siehe da, plötzlich stehen Teller und Gläser in geometrischer Präzision zueinander. Fast möchte man meinen, sie beginnen sich bei mir zu bedanken. Keine Ursache, meine Freunde, denke ich und schalte zufrieden ein.

Doch im Kühlschrank geht der Horror weiter. Die Senftube wurde sicher zuletzt von meiner Frau benützt. Die Druckstelle ist in der Mitte. Nicht am Ende der Tube, wo sie eigentlich hingehört. In mühevoller Drückarbeit bringe ich die Tube wieder in eine ansehnliche Form. Dann entdecke ich drei Joghurts. Natürlich abgelaufen. Wenn ich meine Frau frage, warum sie immer so viele Joghurts kauft, bekomme ich meistens die Antwort: „Weil die Kultur haben.“

Über die Sache mit dem Klopapier möchte ich gar nicht zu viele Worte verlieren, aber erscheint es Ihnen nicht auch logisch, dass man seine Rolle so in den Halter steckt, dass die Papierseite vorne nach unten hängt und nicht hinten an der Wand streift?

Ich schlichte alles noch mal um, und siehe da, plötzlich stehen Teller und Gläser in geometrischer Präzision zueinander.

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Mittlerweile habe ich eine halbe Stunde verbraucht, um den Mini-Monk in mir zu beruhigen. Meine Frau fragt, wann ich denn eigentlich beginne, meine neue Kolumne zu schreiben. „Dafür habe ich jetzt keine Zeit. Ich habe noch nicht einmal in die Sockenlade geschaut. Und wenn ich mich dann bis zum Kasten durcharbeite, sind wir morgen noch nicht fertig!“ – Der Blick, den ich ernte, motiviert mich, auf der Stelle die Kolumne zu schreiben.

Den Kasten habe ich an diesem Tag gar nicht aufgemacht. Ich habe zu Hause ja eh die Hosen an, aber das Schöne ist, dass mir meine Frau sagt, welche.