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Physiotherapie oder Osteopathie? Worin liegt der Unterschied?

Bei der Physiotherapie liegt der Schwerpunkt auf Knochen, Muskeln, Sehnen und Gelenken und einem aktiven Übungsprogramm. Die Osteopathie geht einen Schritt weiter. „Es geht um die Einheit aus Körper, Geist und Seele. Alles hängt zusammen. Das heißt, Osteopathen beziehen nicht nur den Bewegungsapparat, sondern auch die Organe, die Flüssigkeitsabläufe und das Nervensystem in ihre Arbeit mit ein, um die Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen“, erklärt uns die Osteopathin und Physiotherapeutin Anne Wüster-Germann. „Kommt jemand zum Beispiel mit Rückenschmerzen zur Osteopathie, schaut man auch: Gibt es vielleicht Gefäßveränderungen wie Krampfadern? Liegt chronische Verstopfung vor? Gerade Probleme im Verdauungstrakt können oft Rückenschmerzen auslösen, denn sie führen zu Verklebungen der hinteren Rückenwand, an der der Darm eigentlich entlanggleiten sollte.“ Für die Expertin ergänzen sich Physiotherapie und Osteopathie gut, weil beide das Ziel haben, Bewegung im Körper zu aktivieren.

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Wie läuft eine Erstbehandlung ab?

„Es beginnt mit einem Anamnesegespräch, um abzuklären, woher die Beschwerden kommen könnten“, sagt Anne Wüster-Germann. „Dann wird am Körper getestet: Wo genau tut es weh? Wann und in welchen Situationen treten die Schmerzen auf?“ Dieser Prozess passiert sowohl im Liegen als auch im Stehen – und in Unterwäsche, denn so können die Körperhaltung und die Haut am besten beurteilen werden. Danach wird mit ersten Behandlungstechniken begonnen.

Tut das weh?

Manche Griffe, die auf Faszien, Muskeln oder Gelenke abzielen, können kurzfristig zu einer Schmerzverstärkung führen. Genauso gibt es aber auch absolut sanfte und schmerzfreie Techniken, etwa zur Behandlung von Stress-Symptomatiken oder bei Babys. Hier setzt man auf eine wichtige Säule der Osteopathie: die Cranio-SacralTherapie, die auf die Nervenbahnen von Kopf bis zum Kreuzbein abzielt. Was wie bloßes „Händeauflegen“ aussieht, ist höchst effektiv – durch kleinste Impulse, die in den Körper des Patienten abgegeben werden.

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Wann ist Osteopathie nicht empfehlenswert?

Bei akuten viralen oder bakteriellen Infektionen, die das Immunsystem stark schwächen, ist von osteopathischen Behandlungen abzuraten“, so die Expertin. „Das kann zum Beispiel eine bakterielle Angina sein. Oder auch ein Hautekzem. Da muss der Körper erst mal alleine arbeiten bzw. bedarf es entsprechender Medikamente. Es wäre kontraproduktiv, in dieser Situation durch die Behandlung Impulse zu setzen.“ Dasselbe gilt für Tumore, die nicht medizinisch abgeklärt wurden.

Bei welchen Beschwerden kann Osteopathie helfen?

Der Klassiker sind orthopädische Beschwerden, Rückenschmerzen, wiederkehrende Kopfschmerzen. Genauso kommen Patienten nach Operationen oder nach einem Kaiserschnitt. „Osteopathie kann auch bei hormonell bedingten Störungen, Kieferproblemen – zum Beispiel ausgelöst durch Zähneknirschen – sowie bei chronischer Sinusitis helfen. Das Feld ist sehr breit.“ Und weiter: „Osteopathie gilt als Komplementärmedizin. Konventionelle Medizin und Osteopathie sollten in bestimmten Fällen Hand in Hand gehen, um den Genesungsprozess optimal zu gewährleisten.“

Wie viele Sitzungen brauche ich – und in welchen Abständen?

Das hängt von den Beschwerden ab. „Manchmal ist es schon mit einer Sitzung getan, weil man vielleicht nur eine Blockade mittels manueller Technik lösen muss. Andere Prozesse brauchen aber Zeit. Dann sind Sitzungen im Abstand von circa zwei Wochen empfehlenswert.“

Wo finde ich gute Therapeuten?

Osteopathie ist in Österreich kein geschützter Begriff. Physiotherapeuten und Mediziner, die nur einen Teilbereich der Osteopathie (z.B. die Cranio-Sacral-Therapie) als Lehrgang belegt haben, dürfen ebenfalls osteopathische Behandlungen anbieten. „Das Gesamtkonzept der Osteopathie wird in einem fünf bis sechs Jahre dauernden Studium vermittelt. Als Patient kann man sich auf der Website der Behandler informieren – oder direkt nachfragen“, rät Anne Wüster-Germann. Und weil Osteopathen sehr nah am Körper arbeiten und oft auch persönliche Dinge zur Sprache kommen, ist wichtig: Fühle ich mich mit diesem Therapeuten wohl? Wenn nicht, lieber weitersuchen. Auf den Webseiten der Wiener Schule für Osteopathie und der Österreichischen Gesellschaft für Osteopathie sind landesweit Therapeuten gelistet.

Mit welchen Kosten ist zu rechnen?

Zwischen 90 bis 150 Euro pro Stunde. Die Kosten werden von der Krankenkasse nicht übernommen – manche Zusatzversicherungen haben aber Osteopathie inkludiert.

Nachgefragt bei: Anne Wüster-Germann, Osteopathin und Sportphysiotherapeutin in Wien. Info: physio-osteo-germann.com

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