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Was für ein wunderbarer Tag. Was für Leben! Manchmal kann ich es gar nicht fassen, dieses Glück, diese Möglichkeiten. Dann wird mein Herz ganz weit.

Verschrei es nicht ...

Aber: Habe ich es wirklich verdient? Verdammt. Da war sie wieder. Diese Angst, wenn ich es ausspreche oder auch nur denke, das mit dem Glücklichsein. „Verschrei es nicht“ ist in mir als Glaubensatz tief verankert und nur wenig erbaulich.

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Als würde man den Regen provozieren, wenn man in der Sonne tanzt. Als würde sich das Schicksal bereits grimmig überlegen, wie es den blutroten Teppich der Realität ausrollen kann, wenn man sich mit allen Sinnen freut.

Was kann da alles kommen, was hat es im Köcher – vielleicht eine fette Steuernachzahlung? Wasserschaden? Unfall? Krankheit? Die Krankheit eines Menschen, den ich liebe? Oder gar Gevatter Tod, der unsichtbar um meine Lebenslust schleicht, bereit, den ersten Frühlingsblumen, der zarten Hoffnung den Kopf abzuschlagen? Steht es mir zu, glücklich zu sein? Habe ich genug dafür geleistet? Bin ich liebenswert genug, um geliebt zu werden, mich selbst zu lieben?

Houdini schau owe – aus solchen Gedankenspiralen zu entkommen, braucht es einiges an Entfesselungskunst. Es kommt Ihnen sicher bekannt vor – dieses Um-sich-Kreisen, dieses Sezieren und Grübeln, dieser Kopfsalat. Sie sind damit nicht alleine.

Neuerdings versuche ich mich dem nagenden Gefühl des Zweifels zu stellen

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... und ihm dann jenes Gewicht zu geben, das es in der jeweiligen Situation verdient. Manches nicht zu ernst zu nehmen, manches als notwendiges Warnsignal zu werten und hinter die Kulissen zu schauen, manches zu verdrängen und mich abzulenken.

Ja: Ablenkungen müssen nicht immer etwas Negatives sein.

Manche Probleme erscheinen nach einer guten Mütze Schlaf, einer Feier mit den besten Freunden oder einer schweißtreibenden Sport-Session nicht mehr so akut wie im Moment.

Die wilde Kuh im Kopf

Eines der wichtigsten Tools, um dem Kopfsalat zu entkommen, hat mir meine Yoga-Lehrerin vermittelt – ich schreibe mit Absicht „vermittelt“, denn was uns wirklich hilft, sind Vorschläge und Impulse für ein gutes Leben, keine Ratschläge, keine To-do-Listen.

Also: Es ist, etwa beim Meditieren, nicht immer möglich, seinen Geist völlig zu entleeren – und das muss auch gar nicht sein.

Die eigentliche Aufgabe ist es, für sich zu entscheiden, wie viel Aufmerksamkeit man den Gedanken, die da kommen, gibt. Wenn man sich das angesprochene Sorgen-Karussell wie eine junge, wilde Kuh vorstellt, die aus dem Stall auf die Weide gelassen wird, kann man ihr ruhig ein wenig Platz lassen, um sich die Beine zu vertreten. Aber eben nicht die ganze Wiese. Sie soll nicht toben und alles anknabbern. Aber sie soll und darf sein.

Kurzum: Man kann seinen Gedanken Raum geben und sie dann aber wieder ziehen lassen. Man kann sich die Kuh zum Freund machen und ihr den Kopfsalat verfüttern. Zweifel sind nichts Schlechtes, sie sind, was sie sind.

Sich unwohl zu fühlen, weil man einen Fehler gemacht hat, weil das Verhalten eines Mitmenschen triggert, weil man nicht vom Fleck kommt oder auf einem Foto aussieht wie die monströse Version von sich selbst, kann ein wichtiger Impuls sein, etwas zu verändern. Aber eben ein Impuls, kein Gefängnis.