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„Oh, it’s a girl!“. Nicht schlecht staunten die männlichen Teilnehmer des Boston Marathons, als sie entdeckten: Unter ihnen lief erstmals eine Frau mit, Kathrine Switzer – nachdem der Marathon 70 Jahren eine reine Männerangelegenheit gewesen war. Allerdings kam das nicht bei allen positiv an…

Wie Kathrine Switzer zum Boston-Marathon kam

K.V. Switzer: Mit ihren Initialen und vollem Nachnamen meldete sich die Vorreiterin des Laufsports 1967 zu ihrem ersten Rennen an. Dies tat sie zwar nicht mit Absicht, sondern aus Gewohnheit – dennoch wurde sie auf diese Weise für einen Mann gehalten. Beim Start trug sie noch eine Mütze, so fielen auch ihre langen Haare nicht auf. Und das war auch gut, denn zur damaligen Zeit waren Frauen von fast allen sportlichen Wettbewerben ausgeschlossen: Ihre körperliche Konstitution sei nicht dafür ausgelegt – und überhaupt sei solches Verhalten „unweiblich“.

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Ganz anders erlebte es Switzer selbst: „Ich habe früh entdeckt, dass ich umso stärker fühlte, je länger ich lief. Je länger ich lief, desto stärker fühlte ich mich, und die 42-Kilometer-Distanz faszinierte mich.“ Denn der Boston-Marathon, 1896 gegründet, galt als berühmtestes Rennen der Welt. Zumindest auf dem Papier stand er jedem offen, der dort laufen wollte. Von Frauen ausdrücklich war allerdings keine Rede.

Switzers Trainer Arnie Briggs, der den Boston-Marathon 15-mal gelaufen war, hatte ihr wieder und wieder Geschichten über das berühmte Rennen erzählt – die junge Frau war angestachelt. „Ich war begeistert von der Aussicht, ein Rennen zu laufen, bei dem angeblich jeder im selben Rennen wie die besten Läufer der Welt laufen könnte.“ Zwar traute Trainer Briggs keiner Frau zu, die Marathondistanz zu laufen. „Doch er versprach mir, mich nach Boston zu bringen, wenn ich ihm im Training zeige, dass ich es schaffe.“ Briggs hielt sein Wort.

Der Zwischenfall mit dem Rennleiter

Als klar war, dass eine Frau beim Boston Marathon mitlief, griff der Rennleiter höchstpersönlich ein: Mit vor Wut verzerrtem Gesicht stürmte Jock Semple auf die Rennstrecke und wollte Switzer wegzerren. „Verschwinde von meinem Rennen und gib mir die Startnummer“, rief er. Doch Semple hatte die Rechnung nicht mit dem damaligen Freund der Laufpionierin gemacht: Als Ex-Footballspieler war es ein Leichtes für ihn, mit einem Bodycheck für eine freie Bahn zu sorgen. Bis dahin war Switzer eine junge Frau gewesen, die liebend gern lief. Doch nach der Attacke des Rennleiters hatte sie ein höheres Ziel: „Ab da war ich entschlossen, ins Ziel zu kommen und mich für alle Frauen einzusetzen.“ Am Ende lief sie nach 4 Stunden und 20 Minuten ins Ziel ein.

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Wie es mit dem Laufen weiterging

In den Jahren 1970 und 1971 nahm Switzer inoffiziell beim Boston Marathon teil, ehe es 1972 dann zum ersten Mal möglich war: Auch Frauen durften in Boston offiziell teilnehmen. 1980 organisierte sie den ersten Frauenmarathon in London – danach wurde diese Disziplin olympisch. Bis heute ist Kathrine Switzer 42-mal die knapp 42 Kilometer gelaufen – bei Wettbewerben überall auf der Welt.

Kathrine Switzer: Laufen veränderte früh ihr Leben

Als sie im Alter von 12 Jahren damit begann, lernte Kathrine Switzer das Laufen schnell zu schätzen: Es ist effizient, macht schnell fit und man braucht keine aufwendige Ausrüstung. „Ich habe früh bemerkt, dass ich mich beim Laufen immer kraftvoll, frei und furchtlos fühlte.“ Und es stimmt ja auch: Laufen baut Stress ab, die Gedanken können fließen und die Kreativität steigt.

50 Jahre später

2017, genau 50 Jahre nach ihrer aufsehenerregenden ersten Teilnahme, startete Switzer im Alter von 70 Jahren erneut beim Boston Marathon – mit der gleichen Startnummer wie damals. Und dank ihres Einsatzes mit tausenden Mitläuferinnen an ihrer Seite.