Was ich bei der „Fuck Up Show“ über das Scheitern gelernt habe
Bloggerin Janina Lebiszczak hat an der TV-Sendung mitgewirkt. Und weiß jetzt: Wir schaffen das. Wenn wir darüber reden.
Der Polizist mit dem heimlichen Alkoholproblem. Die Managerin, die vom Burnout niedergestreckt wurde. Der Veranstalter, der aufs falsche Pferd setzte. Der Werber mit den Millionenschulden. Die Flugbegleiterin, die Angst vor dem Fliegen entwickelte. All diese Geschichten habe ich gehört, mehrmals, mitten ins Gesicht, kein Hörensagen.
Geschichten, die Mut machen
Wie ich zu dem Job in der Redaktion der „Fuck Up Show“ im Privat-TV kam – ich weiß es nicht mehr genau. Wahrscheinlich, weil mich das Phänomen des Scheiterns und irgendwie Aufstehens immer schon fasziniert hat.
Mich hat das Phänomen des Scheiterns und wieder Aufstehens immer schon fasziniert.
Polizist, Unternehmerin, Werber, Veranstalter, Flugbegleiterin – sie alle standen auf der Bühne und erzählten dem Publikum im Studio und vor den Schirmen ohne Scham, aber sicherlich klopfenden Herzens ihre Geschichte.
Von der Ohnmacht, der Selbstzerfleischung, vom Moment der Erkenntnis und vom Kampf zurück – nein, nicht zurück: Es ging stets in ein neues, anderes Leben.
Wenn Porzellan zu Bruch geht …
Gerne habe ich am Beginn der Casting-Gespräche mit den Helden und Heldinnen der „Fuck Up Show“ von der „Kintsugi-Geschichte“ erzählt: Kintsugi ist eine kunstvolle japanische Methode, um zerbrochene Keramik wieder zu reparieren: Man versucht dabei nicht, den offensichtlichen Makel, den Riss, den Sprung zu verbergen, sondern stellt ihn beim Flicken durch Goldlack in den Mittelpunkt – und erschafft so eine völlig neue Schönheit. Die Scherben ergänzen sich zu einem neuen Ganzen, etwas, das funktioniert und erfreut.
Scheitern – um sich weiterzuentwickeln
Der berühmte Posterspruch „Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen“ ist oft leicht gesagt und schwierig umzusetzen. Denn uns mangelt es an einer Kultur der Krise. Misserfolge und Schicksalsschläge werden verschwiegen, die Angst davor unterdrückt. Dabei ist Weiterentwicklung anders gar nicht möglich.
Manchmal muss es ordentlich ‚scheppern‘, bevor es wieder aufwärts- oder zumindest weitergeht.
Manchmal muss es ordentlich „scheppern“, bevor es wieder aufwärts- oder zumindest: weitergeht. Manchmal verrennt man sich. Manchmal macht man grobe Fehler, enttäuscht sich selbst und verletzt seine Mitmenschen.
Statt nach einem Sündenbock zu suchen oder ohnmächtig in dieser Situation zu verharren, kann man sich dem Prozess des Scheiterns auch stellen. Jeder von uns macht Fehler (sagt übrigens auch Caritas-Geschäftsführer Klaus Schwertner, der im carpe diem-Podcast mit uns über das Scheitern gesprochen hat).
Manchmal geht Porzellan – ganz wie bei den japanischen Kintsugi-Schalen – zu Bruch. Eine Beziehung, eine Karriere, ein ganzer Lebensentwurf.
Wir alle scheitern, wir alle machen Fehler
Manche scheitern, weil sie sich über ihr Bauchgefühl hinwegsetzen. Manche scheitern, weil sie die Bodenhaftung verlieren. Manche kommen über einen Schicksalsschlag nicht hinweg, manche begeben sich in Abhängigkeiten. Aber sie alle werden auf die andere Art weitermachen. Und damit anderen und sich selbst Mut zusprechen.
Mir jedenfalls haben sie Mut gemacht. Denn eines eint all die ehemals Gescheiterten, vom Polizisten bis zur Stewardess: Sie helfen gerne anderen. Sie engagieren sich für ihre Mitmenschen. Vielleicht weil sie wissen, dass das Leben eine Reise ist – und niemals ein Ziel.