In Partnerschaft mit

Biologen und Biologinnen kennen die Situation: Ein mickriges Blatt einer Pflanze, das einem vor die Nase gehalten wird, oder ein verwackeltes Foto eines schwarzen Etwas, das man geschickt bekommt – begleitet von der Frage: „Was ist das?“

Auch ohne die Antwort auf viele dieser Rätsel zu wissen, ist die Faszination für alle nichtmenschlichen Organismen bei mir nicht erst seit dem Studium gewachsen. Wie ich jedoch immer wieder feststellen muss, sind diese (krabbelnden) Tierbegegnungen den meisten anderen Menschen eher lästig. Die verwackelten Fotos entstehen meist aufgrund von a) Nervosität/Angst oder b) einem simultanen, aber mäßig erfolgreichen Hantieren von Fliegenklatsche und Handykamera.

Zeckenalarm

Es gibt eigentlich nur ein Tier, bei dem es selbst mich schüttelt: Die Zecke. Es muss schon viel passieren, dass ich selbst Hand anlege und meinen Haustieren mit einer Drehbewegung den lästigen Parasiten aus dem Fell ziehe. Und da diese Blutsauger aufgrund zahlreicher Waldstreunereien auch vor mir nicht Halt machen, kann es passieren, dass ich mit geschlossenen Augen auf die betroffene Stelle zeige und auf meine Rettung warte.

Anzeige
Anzeige

Neugieriges Herz

Kürzlich habe ich jedoch einen Versuch gewagt – frei nach dem Motto: „sich dem eigenen Grausen stellen“ – und mir passende Lektüre zugeführt. Die Hoffnung: Das neugierige Herz schlägt stärker als der Instinkt dieser irrationalen Phobie. Zuerst das Unangenehme, das meine Befürchtungen bestätigte: Zecken sind ziemlich hart im Nehmen. Sie überleben kurzzeitiges Einfrieren bei minus 20 Grad Celsius (also fast jeden Winter) und scheinen die Hitze zu lieben. Aufgrund des Klimawandels breiten sie sich rasch aus und können auf bis zu 1.500 Meter Höhe und vermehrt auch in neu erschlossenen Regionen wie den USA gefunden werden. Manche nennen Borreliose deswegen sogar die erste Epidemie des Klimawandels. 

Aber zu meiner Enttäuschung und Erleichterung faszinierten mich diese „Viecher“ dann irgendwie trotzdem: Wussten Sie zum Beispiel, dass Zecken an ihren Beinen ein sogenanntes Haller’sches Organ besitzen, mit dem sie Stoffe wie Ammoniak, CO2, Milch- und Buttersäure (die oft im Schweiß enthalten sind) wahrnehmen können? Oder dass es sie schon seit etwa 300 Millionen Jahren gibt?

Anzeige
Anzeige

Überschaubare Gefahr

Entgegen verbreiteter Mythen lauern sie nicht auf Bäumen auf ihr nächstes Opfer und lassen sich dann fallen. Meist sitzen sie in Gräsern oder Büschen und werden bei Kontakt abgestreift. Außerdem: Die Gefahr, bei einem Biss infiziert zu werden, ist eigentlich überschaubar. Rund 30 Prozent der Zecken sind mit Borrelien-Bakterien infiziert, aber damit sie diese auch übertragen, müssen sie mindestens 24 Stunden am Menschen hängen. FSME-Fälle sind in Österreich zwar in den letzten Jahren leicht gestiegen, betroffen waren 2018 aber trotzdem „nur“ 181 Leute. Und ob das mit mehr Zecken oder weniger Impfungen zusammenhängt, ist auch unklar.

Freunde werden die Zecken und ich vermutlich keine mehr. Etwas Wirkung zeigte die Konfrontationstherapie aber trotzdem: Sie finden mich ab jetzt mit Pinzette bewaffnet und bereit für den Kampf!