In Partnerschaft mit

Das Leben ist vergänglich. Klar, das wissen wir alle – aber fühlen wir es auch? Schätzen wir den Wert eines einzigartigen Momentes? Die Liebe, die uns erfüllt, wenn wir einem vertrauten Mensch in die Augen sehen? Den Stolz, wenn wir etwas geschafft haben? Die Power, die wir fühlen, wenn uns unsere gesunden Füße von A nach B bringen? Oder die Freude, die uns durchfährt, wenn wir mit Freunden gemeinsam lachen? Genau darüber habe ich mir einige Gedanken gemacht. Auch anlässlich einer ungewöhnlichen Begegnung, die ich hatte:

Ein Wartezimmer, eine Begegnung

Ich betrat wie so oft das Wartezimmer der Ordination. Dieses besuche ich mehrmals wöchentlich, seit ich vor gut 3½ Jahren plötzlich von einer Schmerzkrankheit heimgesucht wurde, die mein Leben ganz schön auf den Kopf gestellt hat. Für gewöhnlich bin ich im Wartezimmer alleine und sammle meine Gedanken, bevor es losgeht. An diesem Tag aber hatte ich dazu keine Gelegenheit. Eine etwa 35-jährige Frau saß bereits im Wartezimmer und empfing mich mit einem Lächeln. „Ich bin Nadine, und wer bist du?“, fragte sie mich.

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Begeisterung – mein Lebenselixier

Begeisterung – mein Lebenselixier

Du fühlst dich ausgelaugt und dauermüde? Möglicherweise fehlen in deinem Leben Dinge, für die du dich wirklich begeistern kannst. Melanie Pignitter verrät ihre Inspirationsquellen für mehr Lebensfreude. Weiterlesen...

Die Fremde mit der Lebenslust

Neugierig betrachtete ich die junge Frau. Sie trug ein Tuch auf ihrem Kopf, sodass ich nicht erkennen konnte, ob sie langes, kurzes oder gar kein Haar hatte. „Willst du vielleicht meine Glatze sehen?“, fragte sie plötzlich und lachte dabei schallend. Nadine erzählte mir daraufhin von ihrem bewegenden Lebensweg. Sie kämpfte zu jenem Zeitpunkt gerade zum zweiten Mal gegen den Krebs. Aber sie hatte keine Angst mehr vor ihm. Darauf war sie besonders stolz. Sie wollte leben, aber eben nicht mehr mit der blöden Angst, die die letzten Jahre ihr ständiger Begleiter gewesen war.

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Lebenslust trotz Schicksalschlag

Ihre Offenheit lud mich ein, nachzufragen. Wie schafft man es bloß, mit so einem Schicksal fertigzuwerden, weiterzukämpfen und trotzdem zu lachen? Ihre Antwort hat mich tief berührt: „Die Krankheit ist nicht mein Schicksal. Was in meinem Leben zum Schicksal wird, das bestimme ich.

Was in meinem Leben zum Schicksal wird, das bestimme ich.

Ich kann mir zwar nicht aussuchen, wie alt ich werde – aber solange ich auf dieser Welt bin, kann ich selbst wählen, wer und wie ich bin und mit wem ich meine wertvolle Zeit verbringe. Ich nutze den Tag, ich lache, wenn die Sonne scheint, ich tanze im Regen, und sogar einen Paragleitflug habe ich im letzten Jahr unternommen. Hätte mir meine Krankheit nicht gezeigt, dass das Leben vergänglich ist, wäre ich nicht der achtsame Mensch, der ich heute bin.“

So geht Lebenslust

Wer einmal wochenlang das Bett nicht verlassen kann, sich vor Schmerzen krümmt, kaum etwas im Magen behält und keine Kraft zum Sprechen hat, der weiß das Geschenk eines gesunden Körpers besser zu schätzen. Immer dann, wenn es mir besser geht, spaziere ich durch die Wiesen und genieße jeden Schritt. Ich kann gehen – yippie! Ich kann sehen – huhuu! Ich kann schreien – yeah! Ich kann einschlafen, weil mein Körper nicht schmerzt – juchei! Gesund bin ich nicht, aber trotzdem dankbar für all die Dinge, die mein Körper mir wieder ermöglicht.

Eine positive Lebenseinstellung fällt nicht einfach vom Himmel.

Natürlich berührten mich Nadines Worte auch deshalb ganz besonders. Und umso besser weiß ich, dass eine derartig positive Lebenseinstellung nicht einfach vom Himmel fällt. Der erste Schritt ist immer die Akzeptanz.

Es ist nicht einfach, eine Krankheit, ein Problem oder einen Schicksalsschlag anzunehmen. Ich für mich habe nach einiger Zeit einfach gesagt: Ich bin nicht meine Krankheit, aber meine Krankheit ist ein Teil von mir. Ohne sie wäre ich nicht die, die ich heute bin.

Vermutlich würde ich an der Oberfläche leben, wertvolle Lebenszeit vergeuden, mich selbst noch immer ablehnen und ständig nach Gründen suchen, die mir das Recht geben, unzufrieden zu sein. Kurzum: Ich habe erkannt, dass meine Krankheit auch ein Geschenk war.

Vielleicht hat dich die Geschichte von Nadine ebenso berührt wie mich. Lassen wir uns von ihr inspirieren und achten wir doch mal mehr auf all jene Dinge, die in unseren Leben gut laufen. Warum nicht gleich jetzt damit beginnen?