Wonach schmeckt Slow Food – und warum?
Wo Genuss auf Verantwortungsbewusstsein trifft, da mundet es gleich doppelt so gut. Eine Kostprobe durch die Kärntner Köstlichkeiten mit Seele – vom Berg bis zum See.
„Nur wer krendeln kann, darf heiraten“, sagt der Volksmund – und meint damit die Jahrhunderte alte Kunst, den Teig rund um die herzhafte Füllung der Kärntner Nudel (traditionell aus Topfen, Minze und Erdäpfeln, alternativ zubereitet auch mit geselchtem Schweinefleisch oder allerhand saisonalen Köstlichkeiten) so einzuschlagen, dass diese beim Kochen dichthält.
Angeleitet von Ursula „Uschi“ Glabischnig, Herrin der Hüttenkuchl auf der AlexanderAlm in Millstatt, dufte die carpe diem-Redaktion bei der Zubereitung von Kürbisnudeln selbst Hand anlegen. Danach waren wir uns einig: Um das Krendeln zu erlernen, muss der Hafen der Ehe nicht einmal in Sichtweite sein. Das sollte jeder ausprobieren.
Ohrwaschel drücken, überschlagen, Ohrwaschel drücken, überschlagen.
Und dabei immer schön darauf achten, dass die Füllung da bleibt, wo sie hingehört. Das macht Spaß und durch das „ins Flow kommen" ziemlich schnell auch auf ganz besondere Weise glücklich.
Wer die Fingerfertigkeit einmal beginnt, will nicht mehr damit aufhören. Ohrwaschel drücken, überschlagen, Ohrwaschel drücken, überschlagen. Vom ersten platten Halbmond bis hin zum strammen „Krapfen“, der eigene Fortschritt wird einem beim Krendeln ziemlich deutlich vor Augen geführt. Übung macht den Meister, und spätestens dann, wenn sich die kleinen (Pracht-)Exemplare im siedenden Wasser tummeln, wünscht man sich nur noch eines: endlich kosten zu dürfen!
Vegetarische Kürbisnudel
Die berühmte Teigtasche der Kärntner Küche – traditionell mit Topfen, Minze und Erdäpfeln gefüllt – gibt's heute einmal anders: zubereitet mit Bio-Kürbis, Ziegenkäse und Bio-Erdäpfeln. Weiterlesen...
Wo Essen Wissen bedeutet
Das geht vor allem dort gut, wo nicht nur Teig und Füllung miteinander verschmelzen, sondern auch Genuss und Verantwortungsbewusstsein. Wo Essen Wissen bedeutet: Wissen um traditionelle Lebensmittel aus der Region, um deren Qualität, Authentizität und Geschichte. Alte Rezepte werden neu entdeckt, kulinarische Schätze im Einklang mit der Natur, ihren Jahreszeiten, einer artgerechten Tierhaltung und einer biologischen Landwirtschaft erschaffen.
Slow Food heißt die Bewegung, die auch in Kärnten Einzug gehalten, die AlexanderAlm erobert und es sich in Uschis Hüttenkuchl dauerhaft gemütlich gemacht hat. Ein ganz neuer Hype? „Aber nein“, erklärt Uschis Sohn Franz-Stefan, Pächter der Alexanderhütte, Koch, Senner, Buchhalter, Hofladen-Initiator und kreativer Prozessdenker der Familie.
„Slow Food ist eine Lebenseinstellung, die von uns bereits jahrzehntelang als Selbstverständlichkeit gelebt wird. Wir nehmen Gutes und versuchen, unter fairen Bedingungen etwas Besonderes daraus zu machen. Etwas, das es nur hier bei uns gibt. Diese Philosophie hat nun einen Namen bekommen – und wenn der dabei hilft, sie näher an die Menschen zu bringen, dann ist das gut so.“
Aus Überzeugung verarbeitet der Familienbetrieb so viele Produkte wie möglich aus der eigenen Bio-Landwirtschaft, allen voran aus ihrer Sennerei am Berg und dem eigenen Biohof Portisch im Tal. Alle weiteren Zutaten werden von langjährigen Partnern und Freunden aus der Region und aus ganz Österreich bezogen.
„Slow Food hat nicht nur mit Wertschätzung, sondern auch viel mit Vertrauen zu tun“, so Franz-Stefan: „Es geht darum, genau zu wissen, wer hinter einem Produkt steht – und sich auf sein Handwerk zu verlassen. Herkunft, Herstellung, Verarbeitung und Genuss, das gehört alles zusammen.“
Die vielen Facetten des Slow Food beginnen also beim Bauern, der Wert auf artgerechte Tierhaltung und ökologischen Ackerbau legt, gehen weiter zum Koch, der die Lebensmittel saisonal auswählt und sie mit Leidenschaft veredelt.
Schaukeln, baden, sündigen
Zu den Slow-Food-Spezialitäten mit Weitblick und Übernachtungsmöglichkeit auf 1.780 Metern Seehöhe führt ein etwa 30-minütiger kinderwagentauglicher Fußweg vom Parkplatz an der Schwaigerhütte. Wer davor noch höher in hinaus will, sollte unbedingt einen Abstecher zum „Logenplatz“ vor wirklich atemberaubender Berg-See-Kulisse machen. Auf einem bereits bestehenden Wanderweg etwa 15 Gehminuten von der AlexanderAlm entfernt lädt die Panaromaschaukel dazu ein, sich ein Stück vom Himmel zu holen.
„Lass Gedanken fliegen“, so das Motto – und das gelingt selten besser als an diesem wunderbaren Fleck Erde.
Ist der Bauch dann mit Schmankerln gefüllt (dringende Dessert-Empfehlung: A klane Almsünd‘), geht’s noch in die beheizbare Holzbadewanne unter freiem Himmel: Das AlmBad lockt mit wohltemperiertem Quellwasser, dazu gibt’s eine Almkäse-Variation aus der eigenen Sennerei und ein Glas Kärntner Prosecco.
Das Leben kann ganz schön gut zu uns sein.
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