In Partnerschaft mit

Sie kennen sicher folgende Szenarien:
Nachdem die gesamte Familie darauf Platz genommen hat, geht der Koffer für den Griechenland-Urlaub tatsächlich zu! Die Freude über diesen Triumph hält indessen nicht lange an: Was, wenn er jetzt zu schwer ist? Aufzahlen möchte man natürlich nicht …


Oder: Die Parklücke scheint gerade groß genug, um mein Auto parallel hineinzumanövrieren. Oje. Im Parallel-Einparken war ich nie gut. Was, wenn jetzt ein anderes Auto kommt, ich durch mein Parkversagen den motorisierten Individualverkehr ausbremse, für erhöhten Blutdruck aller Beteiligten sorge und somit nicht nur die Verkehrssicherheit, sondern auch die Volksgesundheit ernsthaft gefährde?

Mein innerer Schweinehund schätzt Stress ungefähr so sehr wie mein Kardiologe.

Anzeige
Anzeige

Oder: Mein Kollege hat – durch welch schwarze Magie auch immer – meinen Handy-Sperrcode herausgefunden und liest gerade alle meine SMS. Vermutlich auch die über ihn …
Oder: Ich steige in meinen Wagen, bin endlich allein und lasse einen Darmwind aus meinem Körper, dessen Wohlklang einen Mozart zu neuen Stücken inspiriert hätte. Meine Verlobte kommt kurz darauf nach. Sie dreht sich zu mir und sagt mit euphorischer Stimme: „Schatz, darf ich dir jetzt endlich meine Eltern vorstellen?“ Ich drehe mich um: Auf dem Rücksitz sitzt ein älteres Pärchen, das mich irritiert anblickt. Der Mann kann es sich nicht verkneifen, mir ein „Wir kennen uns eh schon! Vom Hören!“ entgegenzuschmettern.

Stress Kolumne Stipsits

Foto Credit: Luis Villasmil/Unsplash

Genau! Solche Situationen erzeugen eines: Stress. Jeder kennt dieses Gefühl, wenn einem plötzlich die Hitze ins Gesicht steigt und man schneller zu atmen beginnt. Mein innerer Schweinehund schätzt das ungefähr so sehr wie mein Kardiologe. Er sagt mir ein ums andere Mal, dass ich gefälligst mein Stresslevel reduzieren soll. Aber wie? Und vor allem – ist Stress nicht auch sehr, sehr relativ?
Etwa so: Ein Knochen und fünf hungrige Hunde – relativ viel Stress. Fünf Knochen und ein hungriger Hund – relativ wenig Stress.
Es gilt also, die wundersame Knochenvermehrung (oder Hundereduktion – je nachdem) im eigenen Alltag zu bewerkstelligen: Nicht mit dem Auto fahren – somit kein Einparkstress. Aufs Handy verzichten – kein Sperrcode-Stress. Und was ist mit den Schwiegereltern? Und dem Urlaub?

Ich verbringe viel Zeit auf der Insel Karpathos. Die Inselgriechen haben einen gesunden Zugang zum Thema Stress. Nehmen wir an, man muss am Mittwoch in Athen sein, um ein enorm wichtiges Treffen zu absolvieren. Das Schiff nach Athen sollte Dienstagfrüh von Karpathos abfahren. Nun ist aber der Wind so stark, dass es zu gefährlich wäre, mit dem Schiff in See zu stechen. Was tun? Sich ärgern oder in ein Kafenion gehen und einen kleinen Schwarzen trinken? Die Griechen würden die zweite Option in Anspruch nehmen und das wichtige Treffen nachholen, wenn es die Situation erlaubt. Die Welt dreht sich weiter, und der Meltemi bläst nach wie vor, wie er will …
Im Herzen bin ich ganz bei ihnen. Es ist soo leicht, aber das ist soo schwer.

Anzeige
Anzeige
Stress Kolumne Stipsits

Foto Credit: Sharon Wright/Unsplash