In Partnerschaft mit

Zu viel tun und zu wenig ruhen kann einen mental ganz schön aus dem Tritt bringen. Aber mit der Natur als Taktgeber kann man seinen Stress abbauen und wieder zu sich finden.

Sie müssen wissen: Ich kann nicht tanzen, aber ich liebe Rhythmus. Nämlich den ganz großen, allumfassenden Rhythmus, mit dem im Universum alles mitmuss. Von Astrologie bis Zellbiologie, immer wieder staune ich über dieses Wunder, wie sich alles fließend nach einer kosmisch orchestrierten Symphonie zu bewegen scheint.

Sie müssen wissen Ich kann nicht tanzen, aber ich liebe Rhythmus.

Anzeige
Anzeige

Die Gestirne, die Gezeiten, die Gene, der Atem, der Puls, die Umsatzsteuer – es ist nicht alles Walzer, aber alles ist Takt, irgendwie. So gesehen ist unser Dasein ein Tanzkurs, um den richtigen Lebensrhythmus, die harmonische Schrittfolge im Wechselspiel der Gegensätze, zu lernen. Ich bin mit meinem Lebensrhythmus heute zu drei Viertel im Takt und zu 75 Prozent zufrieden.

Nur beim bewussten Pausemachen bin ich regelmäßig offbeat. Dass zu viel tun bei viel zu wenig ruhen mental aus dem Tritt bringt, weiß ich. Grau ist alle Theorie: Zyklisch aus dem Rhythmus zu fallen scheint Teil meines Lebensstils zu sein. Dass ich das immer erst nach Wochen bis Monaten an den eigenen Verhaltensauffälligkeiten bemerke, ebenfalls. Je schneller ich mich drehe, desto mehr wird aus meinem Tanz ein Taumeln, ein Torkeln und irgendwann ein Schwindel, in dem alles verschwimmt – vor allem die Prioritäten.

Je schneller ich mich drehe, desto mehr wird aus meinem Tanz ein Schwindel, in dem alles verschwimmt – vor allem die Prioritäten.

Bis ich plötzlich checke: Höchste Zeit für die Sperrmüllabfuhr! Sie, und nur sie, verschafft mir wieder Raum zum Atmen und Platz zum Tanzen. Drei, vier Tage – drei, vier Mal im Jahr reichen. Am liebsten deponiere ich wild: im Wald, auf einem Berg, an einem See. Ich kippe dann alles aus meinem Kopf in die freie Natur, was sich in mir an gedanklichem Mist angesammelt hat – selbstgebastelte Zwänge, Ängste, Dramen. Die digitalen Helferleins, mit denen ich mich sonst so straff an der kurzen Online-Leine führe, bleiben strikt ausgeschaltet.

Anzeige
Anzeige

Außer nichts ist ja nichts zu tun bei der Sperrmüllabfuhr, was sich anfänglich immer sperrig anfühlt. Ich wohne sparsam, esse nicht, trinke viel. Und schaue nur – auf Bäume, Blätter, Bienen. Und dann, nach einer Zeit, jedes Mal diese magische Paradoxie: Je weicher mein Blick wird, desto klarer sehe ich auf das Wesentliche. Je stiller ich es in mir werden lasse, desto deutlicher höre ich wieder die große Symphonie. Und je länger ich innehalte, desto lebendiger spüre ich diese große Harmonie der Rhythmen, in mir und um mich herum.

Doch, ich kann tanzen. Und wie. Von Sperrmüllabfuhr zu Sperrmüllabfuhr besser.

MICHAEL HOLZER lebt, arbeitet und tanzt in Wien und verordnet sich regelmäßig Muße um seinen Stress abbauen zu können.