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Improvisationstheater, verkürzt Improtheater genannt, geht bereits auf die griechische Antike zurück: Die Mimen haben schon damals auf Zuruf des Publikums spontane Szenen in ihre Aufführungen eingebaut. In der Neuzeit hat die Commedia dell’ Arte in Italien und Frankreich Stehgreifszenen ins Theaterspiel gebracht. Derzeit erleben uninszenierte Inszenierungen einen Boom – sowohl bei Mitmachern als auch Zusehern.

Nicht immer perfekt sein

Alexandra Fiedler-Lehmann, Werbefachfrau und Inhaberin von „Die gute Agentur“ übt sich seit zwei Jahren in der Improvisation auf der Bühne. Begonnen hat sie mit einem Schnupperworkshop: „Meine Idee war, meinen Hang zum Perfektionismus damit zu überwinden – zu lernen, dass man sich auch für Imperfektion nicht genieren muss. Und das noch dazu vor anderen. Denn das Perfekte gibt es beim Improtheater nicht.“ Ein weiterer Benefit sei, dass man aus der Komfortzone treten, Scham komplett ablegen und sich den beständigen Fehlerquellen auf der Bühne aussetzen muss.

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Meine Idee war, meinen Hang zum Perfektionismus damit zu überwinden – zu lernen, dass man sich auch für Imperfektion nicht genieren muss.

Alexandra Fiedler-Lehmann

Humor und innere Zensur

Die Ingredienzien, die es für Spaß dabei braucht, sind wohl Humor und Exhibitionismus. Fiedler-Lehmann: „Wenn man in den Keller lachen geht, dann wird das nicht das geeignete Hobby sein. Ich selbst weiß einfach, wenn ich einmal wöchentlich meinen Kurs besuche, habe ich Spaß, werde viel lachen und bin perfekt abgelenkt vom Alltag.

Wenn man in den Keller lachen geht, dann wird das nicht das geeignete Hobby sein.

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Zwei Frauen auf Bühne

Bild: Vadim Fomenok/Unsplash

Spannend sei auch, dass man innere Zensuren überwindet und sich dem Absurden aussetzt. So ist es etwa eine gängige Einsteigerübung, Dinge anders zu benennen. Und wenn man dann zu einem Sessel sagen soll: „Das ist ein Hotel“, dann kann das schon ein wenig Überwindung kosten. „Ich sag dann meinem Kopf: ‚Jetzt halt mal die Schnauze.‘ – Blödsinn ist nicht nur erlaubt, sondern erwünscht“, so die Werberin.

Absolut präsent sein

Ein weiterer Grund, warum man beim improvisierten Bühnenspiel so gut abtauchen kann, ist der Zwang zur absoluten Präsenz. Um auf die Zurufe der Unterrichtenden oder der Mitspieler passend und am besten mit Witz reagieren zu können, ist Konzentration gefragt. Man muss total dabei sein. Daher kann so eine Improtheater-Einheit ganz schön anstrengend sein … Fiedler-Lehmann: „Ich bin genauso angenehm erschöpft danach, als hätte ich Step-Aerobic gemacht.

Ich bin genauso angenehm erschöpft danach, als hätte ich Step-Aerobic gemacht.

Mann auf Bühne mit Scheinwerfer

Bild: Victoria Quirk/Unsplash

Die innere Sau rauslassen

Letztendlich könne man sich auch wunderbar selbst entdecken: Zulassen, auch Nähe zu anderen, ist ein zentrales Motto – und dabei die innere Inspirationsquelle anzapfen. Fiedler-Lehmann: „Mir kommt es jedes Mal wie ein Entblößen vor, aber eben im geschützten Rahmen. Man lässt einfach die innere Sau raus, entdeckt und befreit sich dadurch.“ Und das könne man auf gesellschaftlich akzeptierte Art und Weise machen – ohne Kollateralschäden.

Improtheater-Workshops gibt es in ganz Österreich. In Wien etwa bei dasTAG.at.