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Ganz plötzlich ist die Stimmung perdu: Eben noch war die Zweijährige quietschfidel, doch nun schießt die Wut in den kleinen Körper. Spielsachen fliegen durch die Luft, vielleicht bekommen die Eltern die Fäustchen zu spüren oder das Kind wirft sich brüllend auf den Boden. Willkommen in der Trotzphase. Heute nennt man sie allerdings richtiger: Autonomiephase.

Sie kommt so sicher wie das Amen in der Kirche, meist im zweiten Lebensjahr – weshalb man Kinder in dieser Phase im englischsprachigen Raum „terrible twos“ nennt, also die "fürchterlichen Zweijährigen". Bei einigen Kindern startet eine Vorläuferphase schon mit einem Jahr, meist aber beginnt die Trotzphase um den 18. Lebensmonat herum und hat ihre Hochphase im Alter von zwei und drei Jahren.

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Trotzphase: Warum jedes Kind die Autonomie braucht

Eltern erleben diese Zeit in der Erziehung als extrem herausfordernd. Und fragen sich: Wie reagiere ich auf diese Autonomiephase? Was hilft, ist sich zuerst bewusst zu machen, warum das Kind nach Autonomie strebt.

Ja sogar: muss. Ein Kind will in dieser Zeit nicht den Eltern auf der Nase herumtanzen. Es ist auch nicht böse, es will ihnen weder wehtun noch sie beleidigen. Es kann nicht anders. Trotzen ist: Autonomie erleben.

Und das ist ein extrem wichtiger Entwicklungsschritt des Kindes. Es lernt, nicht nur Bedürfnisse zu haben, sondern auch einen eigenen Willen. Die Phase dient der Selbstfindung – das Kind bildet in dieser Zeit seine Persönlichkeit, sein Ich aus. Das Trotzen hat Kinderarzt Rüdiger Posth in seinen Büchern so beschrieben: Es braucht diese Verhaltensweisen, um eine gesundes und ausgewogenes Selbst zu entwickeln. Das ist die Grundvoraussetzung für eine stabile Persönlichkeit im ganzen Leben.“

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Zwischen Eltern und Kind geht es nun darum, was das Kind braucht bzw. bekommen kann – und dem, was seine Eltern ihm zugestehen wollen/müssen. Experte Posth: „So entsteht ein Regelkonzept, das Kindern in der weiteren Entwicklung hilft, richtig zu reagieren und sich sozial zu verhalten.“

Wie reagieren auf Trotzphase mit 2?

Jedes Kind braucht also die Autonomiephase. Nur ist sie bei jedem Kind unterschiedlich stark ausgeprägt. So kannst du als Elternteil dein Kind durch die Zeit begleiten:

Auf Trotz gelassen reagieren

Zugegeben, nicht ganz einfach, wenn der Zweijährige mit beiden Fäusten auf einen eintrommelt oder ein „Ich will aber!“-Schreikonzert im Supermarkt veranstaltet. Doch jetzt ist weder Schimpfen angesagt noch Zurückschreien. Om!

Ab und zu: Ablenkung starten

Klappt nicht immer, ist aber einen Versuch wert. Dafür müssen Eltern allerdings bemerken, dass ein Trotzanfall kurz bevorsteht – auch nicht immer leicht.

  • Und, wichtig: Trotzen ist trotz allem bedeutsam für die kindliche Entwicklung. Lenke dein Kind also nicht von jedem Trotzanfall ab.

Verständnisvoll auf die Trotzphase reagieren

Es hilft dem Kind zu signalisieren, dass du es verstehst - und es sich ärgern darf. Seine Gefühle sind erlaubt! Das bedeutet aber nicht im Umkehrschluss, dass du als Elternteil mit allem einverstanden sein muss. Im Gegenteil, halte deine eigenen Regeln ein und bleib konsequent: Die Süßigkeit vom Quengelregal an der Kasse gibt es also trotz Trotzanfall nicht.

Alternativen aufzeigen beim Bestreben nach Autonomie

Ein Kind in der Trotzphase zu separieren und in sein Zimmer zu schicken, damit es sein Umfeld nicht schlägt oder anschreit? Nein, das schadet dem sich gerade ausbildenden kindlichen Ich. Was hilfreich sein kann: Dem Kind Alternativen anzubieten, wie es seine Wut und Emotionen auslassen kann, etwa auf ein Kissen einzuschlagen oder in dieses hineinzubrüllen.

Die Gefühle beim Trotzen benennen

Auf ein trotzendes Kind einreden? Nein. Erklärungen helfen dem Kleinkind nicht, es versteht diese nicht, und erst recht nicht in diesem emotionalen Ausnahmezustand. Kinder können übrigens in dem Alter auch ihre Gefühle noch nicht einordnen und benennen.

Daher hilft es – nicht nur in der Autonomiephase – als Eltern immer wieder die kindlichen Gefühle kurz zu benennen, etwa: „Du bist jetzt wütend, weil du kein Eis bekommst.“.

Umarmen, sobald die Wut nachlässt

Die wenigsten Kinder mögen bei einem Trotzanfall Körperberührungen (Ausnahmen bestätigen die Regel). Doch so anstrengend die Wut für Eltern ist, so anstrengend und verstörend ist sie auch fürs Kind.

  • Daher: Zeig deinem Kind, dass du es liebhast, und nimm es nach dem Trotzanfall in den Arm.

Trotzanfälle begrenzen

Nach einer gewissen Zeit lernen Eltern den einen oder anderen Auslöser der Wut besser kennen. So lassen sich manche Trotzanfälle vorher abwenden. Oft entsteht Trotz, wenn ein Kind hungrig ist, von den Eindrücken des Tags überfordert ist oder sich in einem ungewohnten Umfeld befindet.

  • Daher: Baue Rituale in den kindlichen Tagesablauf ein und bringe ihm Regeln bei, die immer wiederkommen. Besser vermeiden: Anstrengungen wie Einkaufen oder auch den geplanten Spielplatzbesuch, wenn dein Kleinkind ohnehin schon reizüberflutet und müde ist.