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Hast du schon einmal eine Pflanze gesehen? Also so richtig, ganz bewusst, mindestens fünf Minuten lang – und am besten dann, wenn du keine fünf Minuten dafür übrig hast? Das wird passieren: Deine Pulsfrequenz sinkt, deine Muskeln entspannen sich, dein Atem wird tiefer, dein Stress lässt nach.

Tatsächlich führt der bloße Anblick von Pflanzen zum Spannungsabbau, wie der amerikanische Forscher Roger S. Ulrich bereits in den 1980ern herausfand. In seinem Experiment zeigte er 120 Probanden zuerst nervenaufreibende Filmsequenzen, dann jeweils der Hälfte Bilder von üppiger Vegetation bzw. urbanen Räumen ohne Grün. Die anschließend gemessenen physiologischen Reaktionen waren eindeutig.

Die Farbe des (Über-)Lebens

„Grün wirkt beruhigend auf unser Gemüt“, erklärt Mag. Manuela Lanzinger, Expertin für Zimmerpflanzen bei Die Umweltberatung, diesen Effekt. Der Grund dafür liegt in den Genen – unseren Vorfahren signalisierte diese Farbe nämlich Überlebenswichtiges: Wo es grün war, gab es Wasser, Nahrung und Unterschlupf.

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Diese instinktiv positive Zuschreibung von Pflanzen (die Wissenschaft spricht von „Phytophilie“) hat sich bis heute erhalten, unser Gehirn braucht für die Verarbeitung natürlicher Umgebung einfach weniger Verarbeitungskapazität als für ein urbanes Setting. Pflanzen können aber noch viel mehr: „Sie befeuern nachweislich unsere kognitive Leistungsfähigkeit. Ihre Anwesenheit lässt uns klarer denken, schwierige Situationen besser meistern und nach Operationen sogar schneller genesen“, so die Expertin.

Aufatmen, durchatmen, gesund bleiben mit Pflanzen

Die Gewächse tragen zudem deutlich zur Verbesserung des Raumklimas bei. Wie? Sie geben Gießwasser als Wasserdampf ab und erhöhen so die Luftfeuchtigkeit, die im Winter in Innenräumen oft auf unangenehme 25 bis 30 Prozent sinkt. Mit Topfpflanzen lässt sie sich immerhin um etwa fünf Prozent steigern, eine noch höhere Befeuchtung gelingt mit vertikaler Begrünung in Innenräumen.

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Hier wird über die Pflanze und über die Substratplatte verdunstet. Unsere Mund- und Nasenschleimhäute trocknen so nicht aus, Bakterien und Grippeviren bleiben draußen. Die feuchte Luft bindet zudem Staubpartikel, die dadurch zu Boden sinken, und auch die Blätter dienen als natürliche Staubfänger. Aber nicht nur auf rein mechanischer Ebene entfalten Zimmerpflanzen ihre luftreinigenden Kräfte.

Untersuchungen der Weltraumbehörde NASA zeigen: Der Mitbewohner im Topf filtert Schadstoffe aus der Atemluft, darunter etwa Benzol, Plastik- und Gummipartikel, Kohlenmonoxid und Formaldehyd. Blätter und Wurzeln der Pflanzen nehmen die Gase auf, zerlegen sie mithilfe von Wurzelmikroben und Enzymen und wandeln sie in unschädliche Stoffe wie Aminosäuren und Zucker um.

Allerdings: Allein mit Pflanzen lässt sich stark schadstoffbelastete Luft nicht in gesunde Luft verwandeln. Dazu ist die Abbauleistung zu gering – bitte ausreichend lüften!

Gutes gedeihen lassen

Um das gesundheitsfördernde Potenzial voll auszuschöpfen, braucht es die richtige Pflanze am richtigen Ort. Dabei gilt es auch, auf die jeweiligen Ansprüche in Sachen Licht, Temperatur, Wasserbedarf und den pH-Wert des Substrats zu achten.

Im Arbeitszimmer oder Büro

Pflanzen sind eine effektive und einfache Möglichkeit, das Wohlbefinden am Arbeitsplatz zu erhöhen und Beschwerden wie Kopfschmerzen, trockene Haut und Müdigkeit zu mindern. Wie signifikant positiv deren Einfluss ist, belegt eine Studie der Universität Kopenhagen: Demnach wirkt das Grün auf Konzentrationsfähigkeit und Kreativität wie ein Katalysator, das steigert wiederum die Produktivität und dient zugleich der Burn-out-Prophylaxe – denn nachweisbar sind auch Effekte auf die Emotionalität, das Selbstbewusstsein und die Stimulation der Sinne.

Andere Untersuchungen zeigen, dass Mitarbeiter in begrünten Büros einen niedrigeren Blutdruck und ein schnelleres Reaktionsvermögen haben. „Arbeitsräume profitieren von robusten, schadstoffabsorbierenden, großen und vitalen Pflanzen mit hoher Befeuchtungs- und Reinigungsleistung, wie dem Drachenbaum, der Schefflera oder dem Baumfreund“, so die Umweltberaterin. Empfohlen werden u.a. auch Efeutute, Einblatt, Flammendes Käthchen und Zimmerlinde.

Pflanzen im Kinderzimmer

„Grundsätzlich gibt es keinen Raum in der Wohnung, der nicht für Pfllanzen geeignet wäre“, so Manuela Lanzinger. „Ein wenig Vorsicht ist jedoch im Kinderzimmer geboten. Von den gängigen Topfpflanzen ist zwar keine so hochgiftig, dass Kleinkinder dadurch wirklich gefährdet wären, Wolfsmilch- und Aronstabgewächse können nach dem Verzehr die Schleimhäute aber schon reizen.“

Die Expertin rät stattdessen etwa zur Grünlilie – einem robusten und schnell wachsenden Agavengewächs, das Pflegefehler verzeiht und jeden Standort verträgt. Gut geeignet sind hier auch Hibiskus und Geldbaum bzw. Küchenkräuter und Cocktailtomaten.

Im Wohnzimmer

Hier setzt die Pflanzenflüsterin auf große Gewächse, die als Luftbefeuchter und Staubfänger fungieren und zugleich den Raum als Gestaltungselement strukturieren. Diese Aufgaben erfüllen etwa die Paradiesvogelblume, der Elefantenfuß, der Kolbenfaden und die Kentia-Palme. Mithilfe des Grüns lässt sich übrigens auch der Lärmpegel senken. Je größer die Blattoberfläche, je dichter die Pflanze und je mehr Pflanzen im Raum stehen, desto mehr Schall wird gedämpft. Lärmmindernd wirken Pflanzen besonders dann, wenn sie an den Wänden oder in einer Raumecke stehen.

Im Schlafzimmer

„Achtung, Pflanzen atmen dir nachts den Sauerstoff weg!“ – Dieses Gerücht hält sich hartnäckig, ist laut Manuela Lanzinger aber falsch. Zwar stimmt es, dass die Fotosynthese ohne Licht zum Erliegen kommt und Pflanzen im Zuge ihrer Dunkelatmung Kohlendioxid freisetzen – die Menge ist aber so gering, dass sie unseren Schlaf in keiner Weise beeinträchtigt.

Im Gegenteil: „Viele Pflanzen , darunter Bogenhanf, Echte Aloe, Bromelien oder Orchideen, sind für Schlafräume besonders geeignet. Sie nehmen das Kohlenstoffdioxid, das wir nachts beim Ausatmen abgeben, auf, sind geruchsneutral und gedeihen vor allem bei Raumtemperaturen von etwa 18 Grad.“

Pflanzen im Bad

Bäder sind meist gut beheizt, beim Duschen und Baden entsteht hohe Luftfeuchtigkeit – das sind ideale Bedingungen für viele exotische P!anzen wie Zyperngras, Tillandsien, Farne und Bromelien, Orchideen oder auch einige Palmenarten.